Betrunkener Luftwaffenchef gab Landebefehl

Kaczynski-Tod: Russland legt Bericht vor

In Moskau wurde der von den russischen Behörden erstellte Abschlussbericht zum Flugzeugabsturz bei Smolensk vorgelegt. Bei der Tragödie am 10. April des Vorjahres waren der polnische Präsident, seine Frau sowie weitere 94 Insassen der Präsidentenmaschine ums Leben gekommen.

Abendjournal, 12.01.2011

Druck der Passagiere

Für Russland sind damit die Untersuchungen zum tragischen Unfalltod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski beendet. Der Bericht umfasst 20.000 Seiten. Die zentrale Aussage, die heute von der Leiterin der Luftfahrtbehörde, Tatjana Anodina, formuliert wurde, entlastet Russland von jeder Beteiligung an der Tragödie:

„Hohe politische Verantwortliche an Bord der Maschine hätten psychologischen Druck auf den Kapitän ausgeübt, die Landung auf jeden Fall durchzuführen.“

Schlechte Wetterbedingungen

Der zu diesem Zeitpunkt leicht alkoholisierte Chef der polnischen Luftwaffe Andrzej Blasik und der Protokollchef des Außenministeriums hätten den Kapitän auf negative Konsequenzen hingewiesen, sollte er die Landung verweigern. Zur Zeit des Unfalls herrschten schlechte Wetterbedingungen. Tatjana Anodina, die Leiterin der Luftfahrtbehörde, heute in Moskau: „Eine Erlaubnis zu Landung hatte es nicht gegeben.“

Trotz der Warnungen vor den problematischen Bedingungen in Smolensk habe sich die Präsidentenmaschine nicht auf einen anderen Flughafen umleiten lassen. Offenbar wollten der Präsident und seine Begleitung die Gedenkveranstaltung in Katyn keinesfalls zu spät erreichen. Dort sollte an diesem Tag der Opfer des Massakers an tausenden Polen während des Zweiten Weltkrieges gedacht werden.

Polen erzürnt

Der russische Endbericht ordnet damit das Versagen, das schließlich zum Absturz der Tupolew 154 geführt hat, ganz eindeutig der Besatzung der Präsidentenmaschine zu. Der Bruder des verstorbenen Präsidenten, der frühere polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski kann der Darstellung offenbar wenig abgewinnen, er hat den Bericht in einer ersten Reaktion heute „einen Scherz auf Kosten Polens“ genannt.