Keine Wehrpflicht, kein Zivildienst mehr

SPÖ bewegt sich Richtung Freiwilligenheer

Die Zeichen in der SPÖ stehen eindeutig auf Abschaffung der Wehrpflicht - das hat Bundeskanzler Werner Faymann nach der SPÖ-Präsidiumssitzung bestätigt. Verteidigungsminister Darabos und Sozialminister Hundstorfer haben ihre Modelle zur Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst präsentiert und konnten das Präsidium damit offenbar überzeugen.

Abendjournal, 12.01.2011

Weichen gestellt

Die SPÖ hat in ihrem Parteipräsidium zwar noch keinen Beschluss gefasst, aber schon die Weichen Richtung Freiwilligenheer gestellt. Parteichef Werner Faymann betonte, dass die SPÖ "weitgehend geschlossen" dafür eintrete, einem Ersatz der Wehrpflicht "besonderes Augenmerk zu schenken". Für Verteidigungsminister Norbert Darabos kristallisiert sich heraus, dass Alternativen zum jetzigen Wehrsystem "durchaus wünschenswert" seien. Und Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat bereits seine Vorstellungen für ein Freiwilliges Sozialjahr vorgestellt, das den Zivildienst ersetzen könnte, der mit dem Wegfall der Wehrpflicht ebenfalls auslaufen würde. Die ÖVP hält die Vorgangsweise des Koalitionspartners für falsch und ist auch skeptisch bezüglich des Sozialjahres.

System nicht teurer

Die möglichen Varianten für die Zukunft des Bundesheeres will Darabos zwar erst kommende Woche vorlegen. Der Verteidigungsminister verkündete aber bereits, dass eine Freiwilligenarmee nicht teurer werde, möglicherweise sogar etwas billiger als das derzeitige System. Dies habe man "seriös durchgerechnet". Die durchgerechneten Modelle würden demnach 10.000 Soldaten für Katastropheneinsätze, 1.000 Soldaten für Auslandseinsätze sowie die Abdeckung für die theoretische Möglichkeit der Landesverteidigung mit einbeziehen.

Ein Kostenwegfall würde auch dadurch entstehen, dass man bei einem Freiwilligenheer keine Grundwehrdiener mehr ausbilden müsste, erläuterte Darabos. Der Minister zeigte sich überzeugt davon, genügend Personen für ein Freiwilligenheer bekommen zu können. Man werde auch Anreizsysteme schaffen, etwa finanzielle Anreize in Sachen Ausbildung aber auch Unterstützung bei der Rückkehr in die Privatwirtschaft.

Volksabstimmung nötig

Vor einer endgültigen Entscheidung, würden aber noch Gespräche mit dem Koalitionspartner geführt, versicherte Faymann. Eine mögliche Umstellung auf ein Freiwilligenheer könne es frühestens 2012 geben. Offen zeigte sich der SPÖ-Chef gegenüber einer Volksbefragung, die für Darabos jedenfalls notwendig ist. Die Frage der Wehrpflicht sei "unbedingt" unter Einbindung der Bevölkerung zu beantworten.

Aufwertung Freiwilliges Sozialjahr

Das von Hundstorfer präsentierte Konzept für den Ersatz des Zivildienstes sieht eine Aufwertung des Freiwilligen Sozialjahres vor. Es soll ein Mindestkollektivvertragslohn von 1.300 Euro 14 mal pro Jahr gezahlt und die Freiwilligen sollen voll sozialversichert werden. Im Gegensatz zum Zivildienst soll das Einsatzgebiet beim Sozialjahr auf die Kernbereiche Soziales und Gesundheit beschränkt werden. Dort sind derzeit rund 8.500 Zivildiener beschäftigt, diese Zahl will der Sozialminister auf 6.400 freiwillige Männer und Frauen im Sozialjahr senken. Damit will er ein Ansteigen der Kosten verhindern, Hundstorfer geht von rund 140 Mio. Euro pro Jahr für beide Modelle aus.

Die Zivildienstserviceagentur schätzt den Aufwand von Bund und Trägerorganisationen für den Zivildienst aber derzeit unter 100 Mio. Euro. Hundstorfer will jedenfalls in den kommenden Wochen noch mit den Trägerorganisationen reden. (Text: APA, Red.)

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