Neuer kaufmännischer Direktor des Volkstheaters
Cay-Stefan Urbanek
Das Wiener Volkstheater hat einen neuen kaufmännischen Direktor: Cay-Stefan Urbanek wechselt mit 1. Februar 2011 aus dem ORF an das Theater und folgt damit auf Thomas Stöphl, dessen Vertrag vorzeitig und einvernehmlich aufgelöst worden war. Cay-Stefan Urbanek war seit 2007 Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 15.01.2011
Der 39-jährige Cay-Stefan Urbanek hat eine große Affinität zum Theater. Der Großvater war Schauspieler, der Vater ist Kultur- und Medienjournalist. Urbanek hat in Wien und den USA Wirtschaft studiert und unter anderem bei Mc Kinsey, bei der Holzbrinck Verlagsgruppe und der deutschen Bank in London gearbeitet. Zuletzt war er als Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz für Reorgansisations- und Großprojekte im ORF verantwortlich.
In großen Konzernen sei man immer nur für einen kleinen Puzzlestein zuständig, daher freue er sich, jetzt in einem mittelständigen Unternehmen, wie dem Volkstheater breiter zu arbeiten, so Urbanek. "Man muss schauen, dass das Haus voller wird", und er möchte es "aus den Schlagzeilen bringen".
Abos nichts für Junge
Die Schlagzeilen waren zuletzt nicht gerade positv. Eine Folgeüberprüfung des Rechnungshofes hat einen Abonnentenrückgang im Haupthaus von 32,4 Prozent zwischen 2006 und 2009 festgestellt. Es waren lediglich 9 Prozent an Abonnentenrückgängen, sagt Direktor Michael Schottenberg, denn in den Rechnungshofzahlen seien weder die Sonder- noch die Bezirke-Abos berücksichtigt gewesen.
Abonnements seien nicht die zeitgemäße Form, um junges Publikum ans Haus zu locken, findet Urbanek: "Menschen, die unter 45 sind, kaufen sich selten ein Abo. (...) Es ist nicht im Trend, ein Abo ist eine traditionsgebundene Angelegenheit."
"Dynamischen Input" gefragt
Während der Rechnungshof für das Jahr 2008/2009 eine Auslastung von 60,1 Prozent feststellte, habe man in der letzten Saison 80 Prozent Auslastung gehabt, sagt Schottenberg. Es sei auch eine Frage der Zeit, denn bei einem Direktionswechsel gäbe es immer Einbußen, bis sich das Publikum an die neue Handschrift gewöhne, sagt Schottenberg, der das Haus seit 2005 leitet.
Vom neuen kaufmännischen Direktor erwartet er sich einen dynamischen Input und Antworten auf die Fragen: Wie kann man sich noch besser verkaufen, darstellen und mit dem wenigen, das vorhanden ist, optimal wirtschaften, denn von allen großen Häusern erhalte das Volkstheater die geringste Subvention. Das Volkstheater ist kein Sanierungsfall, sondern auf einem guten Weg - sind sich Schottenberg und sein neuer kaufmännischer Direktor Urbanek einig. Als Retter in der Not sieht sich Urbanek daher nicht: "Ich glaube, das Volkstheater ist nicht in einem Zustand, dass es einen Retter in der Not braucht."
Textfassung: Red.