Arabische Autokraten fürchten um Macht
Tunesien nach dem Umsturz: Weiter instabil
Nach dem Sturz von Präsidenten Ben Ali bleibt die Lage in Tunesien weiter äußerst angespannt. Nach wie vor kommt es zu Gewalttaten und Plünderungen. Das Militär beherrscht das Straßenbild in Tunis. Der Ex-Sicherheitschef des gestürzten Präsidenten ist festgenommen worden. Die politischen Führer Tunesiens wollen das derzeitige Machtvakuum so schnell wie möglich beenden.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 16.01.2011
Rolle des Militärs unklar
Die politische Zukunft Tunesiens ist derzeit völlig ungewiss. Die Armee hat den Chef der früheren Leibgarde des gestürzten Präsidenten Ben Ali verhaftet, sie wirft ihm vor, für die Gewalt gegenüber Demonstranten verantwortlich zu sein. Aber derzeit weiß niemand, welche Rolle das Militär künftig spielen wird.
Übergangspräsident Fouad Mebazza verspricht eine Regierung der nationalen Einheit. Er hat Ghannouchi damit beauftragt, Gespräche mit der Opposition zu führen. Über den Stand der Verhandlungen wird nur wenig bekannt.
Opposition: "Keine Leute von früher!"
"Leute, die sich in der früheren Regierung die Hände schmutzig gemacht haben, können wir in einer Einheitsregierung nicht brauchen.", so ein Sprecher der oppositionellen progressiven demokratischen Partei in einem BBC Interview.
60 Tage haben Mebazaa und Ghannuochi Zeit, dann muss gemäß der Verfassung ein neuer Präsident gewählt werden. Ob die beiden früheren Gefolgsleute Ben Alis aber einen politischen Wandel einleiten wollen oder können, bleibt die große Frage.
Abendjournal, 16.01.2011
Interview mit ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhary: "Wir sind beschossen worden und die Polizei ist sehr, sehr nervös."
Arabische Despoten fürchten um ihre Macht
Mittlerweile wollen sich arabische Oppositionsbewegungen Tunesien zum Vorbild nehmen. In der jementischen Hauptstadt Sanaa rufen tausend Studenten zum Sturz der Regierung auf, ähnliche Demonstrationen gibt es auch im Libanon und in Jordanien.
Autokratische Herrscher im arabischen Raum beginnen um ihre Macht zu bangen. Vor allem einer versteht die Welt nicht mehr. Muammar Ghaddafi, der libysche Revolutionsführer zeigt sich empört über den Aufruhr in Tunesien. Er singt geradezu ein Loblied auf den vertriebenen Präsidenten, für ihn ist Ben Ali nach wie vor der rechtmäßige Herrscher.