Ammoniak- und Polyethylensynthese

Die wichtigsten chemischen Entdeckungen

2011 ist das internationale Jahr der Chemie. Aus diesem Anlass beantworten jeden Montag Chemikerinnen und Chemiker der Fakultät für Chemie an der Universität Wien Fragen zur Chemie.

Adolf Mikula zur Frage, was sind die wichtigsten chemischen Entdeckungen: "Unter den wichtigsten chemischen Entdeckungen würde ich auf jeden Fall, die Ammoniaksynthese einreihen. Die dient zur Herstellung von Ammoniak aus dem Elementen Stickstoff und Wasserstoff, nach dem sogenannten Haber-Bosch-Verfahren. Es gelang Haber, Bosch und Mittasch Ammoniak bei verhältnismäßig niederen Temperaturen und Drucken herzustellen. Das Verfahren wurde 1910 von den badischen Anilin und Soda-Fabriken, kurz BASF, als Patent angemeldet, und die erste großtechnische Anlage lief schon 1914. Heute werden auf der Welt ca. 100 Million Tonnen Ammoniak pro Jahr erzeugt, wobei der größte Teil zur Herstellung von Düngemitteln verwendet wird. Die Weltbevölkerung könnte heute ohne Kunstdünger und neuen Pflanzenzüchtungen nicht ernährt werden. Haber erhielt 1918 und Bosch 1931 den Nobelpreis für Chemie. Als zweites Verfahren würde ich gerne die Ziegler-Natter-Synthese erwähnen. Kunststoffe sind aus dem heutigen Leben nicht mehr weg zu denken. Der wichtigste Kunststoff ist das Polyethylen, von dem Flaschen, Tuben, Verpackungsfolien, Schläuche usw. erzeugt werden. Dass es so billig hergestellt werden kann, haben wir einem neuen Syntheseweg von Ziegler und Natta zu verdanken. Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von Polyethylen bei Normaltemperaturen und niederen Drucken. Für diese bahnbrechende Arbeit erhielten beide Wissenschaftler 1963 den Nobelpreis für Chemie."