Darren Aronofskys Ballettfilm
Black Swan
2008 hat der amerikanische Regisseur Darren Aronofsky mit seinem Film "The Wrestler" bei den Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen gewonnen. Aronofskys neuer Film entführt jetzt in die Welt des Balletts. "Black Swan" heißt der Psychothriller rund um eine junge Solotänzerin und ihre seelischen Abgründe.
8. April 2017, 21:58
Für ihre Darstellung dieser geheimnisvollen Ballerina hat Natalie Portman letzten Sonntag einen Goldenen Globe gewonnen. Am Freitag startet der Film in den heimischen Kinos.
Kultur aktuell, 20.01.2011
Ehrgeizige Primaballerina
Am New York City Ballett soll "Schwanensee" zur Aufführung kommen. Für die Doppelrolle des weißen und schwarzen Schwans, eine der anspruchsvollsten und anstrengendsten Rollen des klassischen Balletts, wird eine neue Primaballerina gesucht. Die junge Nina bekommt den Zuschlag, die dunkle Seite ihrer Figur bereitet der ehrgeizigen Perfektionistin aber Probleme.
Nach seinem Film über einen in die Jahre gekommenen Wrestler widmet sich US-Regisseur Darren Aronofsky wieder einer Welt der geschundenen und zu Höchstleistungen getriebenen Körper. Nur war der Zugang zu den Heiligen Hallen der Tanzkunst ungleich schwieriger. Erst ein Choreograf und Startänzer des New York City Balletts öffnete der Film-Crew die Türen zu diesem hermetisch abgeschotteten Universum.
Dokumentarisches Element
"Wir versuchten so viel von dieser Welt einzufangen, wie uns nur möglich war. Es sollte teilweise fast wie eine Dokumentation wirken. Und dieses dokumentarische Element wollte ich mit dem hochstilisierten Ansatz meiner frühen Filme vermischen", so Aronofsky.
Mit Handkamera und körnigem Bild erzählt Aronofsky von aufreibenden, stundenlangen Proben, vom Erfolgsdruck und von der erbitterten Konkurrenzsituation zwischen den Tänzerinnen.
Verfolgungsängste und Wahnvorstellungen
Die frisch gebackene Primaballerina sieht sich für die Rolle gezwungen, ihre dunklen Seiten zu erforschen. Sie wird daraufhin immer mehr von Verfolgungsängsten und Wahnvorstellungen befallen, hört Stimmen und hat Erscheinungen.
Regisseur Aronofsky holte sich diesen Stoff, aus dem die Albträume sind, direkt aus den klassischen Ballettstücken: "Die meisten Ballette sind in ihren Inhalten wirklich tragisch. Sie erzählen Geschichten, die furchterregend sind, mit Dämonen und Ungeheuern. Wenn man das aufs Kino überträgt, lassen sich da einige schockierende und beunruhigende Dinge anstellen."
Plakative Bebilderung
Zu einer Stimmigkeit findet "Black Swan" hier aber nicht. Statt seine Geschichte zu erzählen, wirkt der Film da streckenweise wie eine plakative Bebilderung von Sigmund Freuds Doppelgänger-Theorie. Die verdrängten, dunklen Ich-Anteile der Primaballerina müssen sich dann auch von Digitaleffekten kräftig unterstützt in einer furiosen Premiere freitanzen.
Würde das Drehbuch die gleichen Kapriolen schlagen wie Hauptdarstellerin Natalie Portman, würden jetzt nicht nur sie, sondern auch der Film "Black Swan" als Oscar-Kandidat gehandelt.