Budget der Dante-Gesellschaft halbiert

Italien kürzt kulturelle Auslandsarbeit

Zahlreiche Kulturinstitutionen in Italien sind angesichts der Sparpolitik existenziell gefährdet. So können etwa Museen wie die Uffizien nicht einmal mehr ihre Stromrechnung bezahlen und in Opernhäusern werden Premieren abgesagt. Nun wird auch der kulturellen Auslandsarbeit, die von der Dante-Gesellschaft bestritten wird, der Geldhahn zugedreht.

Mittagsjournal, 21.01.2011

Sparen ist angesagt in Italien. Im ganz großen Stil und, so wird man sich im Kulturministerium gedacht haben, wenn schon die Ausgaben für berühmte Opernhäuser drastisch beschnitten werden, dann müssen auch Bildungs- und Kultureinrichtungen daran glauben - wie auch die Dante Gesellschaft.

648.000 Euro Einsparungen - Caterina Barbero, Italienischlehrerin und Bildungspolitikerin der linken Opposition, weist darauf hin, dass man dieses Geld auch anders hätte einsparen können: "Da gibt es tausend Möglichkeiten. Zum Beispiel in dem man zehn Dienstlimousinen des Typs Audi spart, die seit einiger Zeit ganz groß in Mode sind bei Ministern und Staatssekretären".

423 Niederlassungen weltweit

Die Dante-Gesellschaft verfügt weltweit über 423 Niederlassungen, so genannte Komitees. Sie ist die einzige Institution Italiens, die aktive kulturelle Auslandsarbeit betreibt. Doch wie sie das zukünftig mit nur 600.000 Euro machen soll, weiß niemand.

"Es ist schon bitter wenn man sich die Finanzmittel anschaut, die unser Land für die Verbreitung seiner Sprache und Kultur in der Welt zur Verfügung stellt", so Barbero. "Vor allem wenn man diese Mittel mit jenen hundert Millionen Euro vergleicht, die die anderen in Europa für ihre Sprach- und Kulturinstitute ausgeben".

Vergleich mit anderen Ländern

Ein Vergleich, der immer öfter auch in den Medien thematisiert wird. Wie in der populären Talkshow "Vieni via con me" im dritten Kanal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens RAI. Dort verlas der Journalist Fabio Fazio folgende Liste: "British Council in Großbritannien 220 Millionen Euro. Goethe-Institut Deutschland 218 Millionen Euro. Cervantes-Institut Spanien 90 Millionen Euro, Camoes-Institut Portugal 13 Millionen Euro, Alliance Francaise Frankreich 10,6 Millionen Euro").

Politische Ziele?

Zum Glück arbeiten seit einigen Jahren für die Dante-Gesellschaft immer mehr "volontari", unentgeltliche Mitarbeiter. Zumeist Italiener, die im Ausland leben und es als eine moralische Verpflichtung empfinden, etwas für die Kultur und Sprache ihrer Heimat zu tun. Dass die Dante-Gesellschaft im Auftrag nicht nur des Kultur- sondern auch des Außenministeriums ihre Mission erfüllt, scheint man innerhalb der Regierung vergessen zu haben. Oder steckt hinter dem drohenden Aus für die kulturelle Auslandsarbeit ein präzises politisches Ziel? Ein Desinteresse, das von der ausländerfeindlichen und Norditaliens politische Autonomie anstrebenden Regierungspartei Lega Nord diktiert wird?

Eine Partei, die die italienische Hochsprache zugunsten norditalienischer Dialekte entschieden ablehnt, und die jetzt in der Region Venetien beschlossen hat, kritische Autoren wie den berühmten Anti-Mafia-Journalisten Roberto Saviano aus städtischen Bibliotheken zu nehmen.

Hoffen auf Ende der Regierung

Man sagt es nicht offen bei der Dante-Gesellschaft, aber hinter vorgehaltener Hand hofft man auf das baldige Ende der Regierung - und auf eine neue Regierungsmannschaft, die begreift, dass die Dante-Gesellschaft eine der wichtigsten Visitenkarten Italiens im Ausland ist.

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