Ausstellung im Leopold Museum

Florentina Pakosta

Die Wiener Malerin und Grafikerin Florentina Pakosta, Jahrgang 1933, hat keine große internationale Karriere gemacht. Aber im österreichischen Kunstbetrieb gehört sie sozusagen zu den fixen Größen. Die Albertina hat dieser originellen Künstlerin schon zweimal Retrospektiven gewidmet. Am 20. Jänner 2011 wurde im Leopold Museum eine große Florentina-Pakosta-Schau eröffnet.

Das Plakat zeigt eine erhobene Faust - es ist die Hand der Künstlerin selber. Die protestierende Faust ist ein Hinweis auf Pakostas gesellschaftskritisches und vor allem feministisches Engagement.

Kulturjournal, 20.01.2011

Karikaturen der männlichen Selbstgefälligkeit

In Florentina Pakostas Werk herrschen zwei völlig unterschiedliche Bildsorten vor. Seit den 1990er Jahren malt sie hauptsächlich geometrische Bilder auf großen Leinwänden in hellen starken Farben. In der Phase davor benutzte sie ebenfalls große Formate, aber es waren Papierbögen. Darauf modellierte sie bildfüllende Köpfe und Hände, extrem plastisch, in vielen Grauwerten. Und zwar in feiner Stricheltechnik mit Bleistift oder Kreide oder im Schablonenspritzverfahren.

Fast alle Gesichter sind die von Männern. Es gibt Porträts, leicht satirisch zugespitzte Darstellungen von Künstlern wie Alfred Hrdlicka oder Politikern wie Helmut Zilk. Und zweitens hat Florentina Pakosta Machtanmaßung und Selbstgefälligkeit bei Männern karikiert, mittels sarkastischer Bildphantasien. Einer trägt da eine Klobrille als "Heiligenschein für Unterdrücker", einer lacht triumphierend die zwei Sägen an, die ihm als Flügel aus dem Jackett wachsen. Die Klomuschel mit Männergesicht setzt noch eins drauf.

"Die Männer sind ja die Täter und die Frauen eher die Opfer. Und die Täter sind halt interessant, denke ich. Man will wissen - warum? Wie sind sie so geworden?, fragt Pakosta. Ja, wie sind sie so geworden? Nur durch ihre Väter oder doch auch durch ihre Mütter? "Also, eine Mitschuld tragen die Frauen sicher."

Studium in Prag

Florentina Pakostas Zorn auf Männerherrschaft und Männerbrutalität geht auf die Kriegszeit zurück. Sie war fünf, als Hitler in Wien einmarschierte, und zwölf, als der Krieg endete. In den Monaten danach wurde sie mit gleichaltrigen Mädchen in der Nacht verborgen - vor möglichen Vergewaltigungen. "Wir waren versteckt in einer Grube, im Garten", erinnert sich Pakosta. "Da hat man dann Bretter über die Grube gelegt, und darauf Laub und ein bisschen Erde, und da sind wir die ganze Nacht drinnen gewesen."

Pakosta hätte nach dem Willen ihrer Eltern eine materiell abgesicherte Laufbahn einschlagen sollen und nicht Kunst studieren. Sie seilte sich ab zu Verwandten nach Prag, wo das Wohnen sie nichts kostete, und wurde dort an die Kunstakademie aufgenommen. Und zwar 1952, also in der ausgehenden Stalin-Ära. Obwohl eigentlich nicht politisch engagiert, kam sie mit dem System der CSSR in Konflikt: "Ich habe jemandem zur Flucht verholfen uns wurde angezeigt, und daraufhin bin ich in so ein Arbeits- und Umschulungslager gekommen, ich wurde observiert danach, und das war mir zu viel".

Erste Frau im Vorstand der Wiener Secession

Ein Paris-Stipendium brachte zwar künstlerische Anregungen, aber auch arge materielle Engpässe. Geldnot war auch der Grund, dass sie ihre grafischen Techniken entwickelte. Zum Malen konnte sie sich anfangs kaum Farben leisten, Bleistift, Kreide und Papier waren billiger.

Zurück aus Paris, wollte sie 1963 in eine der Wiener Künstlervereinigungen aufgenommen werden. Im ersten Anlauf ging das schief. "Das Künstlerhaus hatte damals in den Statuen ein Verbot für Frauen", so Pakosta. "In der Secession war dieses Verbot nicht in den Statuen vorhanden. Aber wenn eine Frau Mitglied werden wollte, dann hat es immer geheißen, wir haben Aufnahmesperre."

In den 1970er Jahren war sie dann die erste Frau im Vorstand der Wiener Secession.

Trikoloren-Bilder

Eine völlige Neuorientierung löste bei ihr der Fall der kommunistischen Regimes im Jahr 1989 aus - sie erlebte das Ereignis schon damals als Beginn großer Umwälzungen und reagierte mit einem deutlichen Ruck in Richtung Abstraktion. Ab den 1990ern malte sie in jeweils drei Farben ihre sogenannten Trikoloren-Bilder, in Acryl auf Leinwand. Es sind Konstruktionen aus stilisierten Balken. "Dann entstehen solche Gitter - hat schon zu tun mit einem Gefängnis oder so. Und Durchblicke, auch. Vorstellungen vom Weltall".

Seit sie keine Köpfe mehr zeichnet, ist die immer schon vorhandende Komponente Text - literarisches Schreiben - bei ihr stärker geworden. Weil sie sonst die sie bewegenden Dinge nicht in genügendem Maß los werden kann: "Sicher ist es immer etwas Negatives. Positive Dinge interessieren mich nicht, weil sie sowieso in Ordnung sind. Aber wenn es Zustände gibt, die ich nicht akzeptieren kann, dann frage ich mich, warum? Warum wird das nicht verhindert? Und wohin führt das Ganze? Das bloße Nachdenken ist mir dann zu wenig. Das macht mich nervös. Aber wenn ich das schreiben oder malen, zeichnen kann, dann wird das ganze mehr klar."

Zur Florentin Pakosta Ausstellung ist ein Katalog im Brandstätter Verlag erschienen.

Service

"Florentina Pakosta", 21. Jänner bis 18. april 2011, Leopold Museum,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Leopold Museum - Florentina Pakosta