Hintergründe unklar
Moskau: Spekulationen nach Anschlag
35 Tote und etwa 180 Verletzte, das ist die vorläufige Bilanz des Anschlages auf dem Moskauer Flughafen Domodedovo Montagnachmittag. Bis jetzt gibt es nur Spekulationen, wer für den Anschlag verantwortlich sein könnte Politiker aus aller Welt verurteilen inzwischen das Attentat.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.01.2011
"Es war alles voller Blut"
Den Passagieren, die am Abend mit dem Flughafenzug im Moskauer Stadtzentrum ankommen, ist der Schock ins Gesicht geschrieben, auch nach einer Dreiviertelstunde Zugfahrt: "Wir sind gerade aus dem Flughafen hinausgegangen, als wir die Explosion gehört haben. Hinter uns war alles voller Rauch und es hat gleich jemand gerufen, dass es Verletzte gibt." - "Es war alles voller Blut, die Leute hatten Blut im Gesicht, manche haben das Bewusstsein verloren und andere sind einfach umgefallen." 90 der etwa 180 Verletzten müssen weiter in den Moskauer Spitälern behandelt werden, viele davon in den Intensivstationen.
Spekulationen über Urheber
Der Attentäter soll ein arabisches Aussehen gehabt haben, berichten Augenzeugen - das ist alles, was man bisher über die möglichen Hintergründe des Anschlages weiß. Die Behörden sind mit Informationen sehr zurückhaltend. Im Internet und den russischen Medien gibt es viele Spekulationen gibt, dass Rebellen aus dem Nordkaukasus für den Anschlag verantwortlich sein könnten, so wie schon bei den Anschlägen auf die Moskauer U-Bahn im März. Offizielle Aussagen dazu oder und ein Bekennerschreiben gibt es allerdings nicht.
Hilfe für Angehörige
Die russische Führung signalisiert, dass ihre Sorge vor allem den Verletzten gilt. So sagt etwa Premier Wladimir Putin am Abend im Gespräch mit der Gesundheitsministerin: "Die Regierung wird einen Vorschlag zur Unterstützung der Familien der Verstorbenen vorbereiten. Sie und ihre Stellvertreter sollen die Betreuung der Verletzten in den Krankenhäusern überwachen."
Vorerst keine Österreicher unter Opfern
Die Identifizierung der Toten ist bis jetzt noch nicht abgeschlossen, auch die Liste der verletzten ist nicht vollständig, da sie in mehrere verschiedene Krankenhäuser in und um Moskau gebracht worden sind. Nach bisherigen Angaben ist eine deutsche Staatsbürgerin bei dem Anschlag verletzt worden. Österreicher dürften bisher nicht betroffen sein, sagt Robert Gerschner von der österreichischen Botschaft in Moskau. Allerdings seien eben noch eine Reihe von Personen nicht identifiziert. Eine endgültige Liste der Opfer des Anschlages soll im Lauf des Vormittages veröffentlicht werden.
Für die russische Führung ist der Anschlag in Domodedovo ein herber Rückschlag. Er zeigt, dass der Staat trotz aller Reformen und trotz der Verschärfung der Gesetze der letzten Jahre nicht in der Lage ist, seine Bürger vor Terror und Gewalt zu schützen.