Smetanas Oper im Tiroler Landestheater
Die verkaufte Braut
"Eigentlich nur eine Spielerei, komponiert nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Trotz, weil mir (...) vorgeworfen wurde, dass ich ein Wagnerianer sei, und im nationalen, leichten Stil nichts fertigbringen würde", bekannte Friedrich Smetana in seiner Dankesrede anlässlich der 100. Aufführung seiner komischen Oper "Die verkaufte Braut" in Prag am 5. Mai 1882.
8. April 2017, 21:58
Das Experiment gelang, schuf er doch mit seiner "Spielerei" die tschechische Nationaloper schlechthin und eine der weltweit am meisten aufgeführten heiteren Spielopern.
Abendspaziergänge am Moldaukai
Kaum zu glauben, dass Smetana, der als Kind zu Hause und in der Schule Deutsch sprach, als junger Komponist Franz Liszt verehrte, erst im Erwachsenenalter die tschechische Sprache erlernte und, ganz dem Zeitgeist verpflichtet, ein tschechisches Nationalgefühl entwickelte. Nach einigen Jahren in Schweden kehrte Smetana 1861 endgültig nach Prag zurück und arbeitete rastlos für die tschechische Nationalbewegung, die mit dem Ende des habsburgischen Absolutismus aufflammte. Ein Zeichen seiner Gesinnung setzte er auch, indem er, auf Friedrich getauft, seinen Vornamen zur tschechischen Namensform Bedrich änderte.
1863 erstand Smetana das Libretto der "Verkauften Braut" von Karel Sabina, einem jungen tschechischen Literaten. Smetanas Freund, Josef Srb-Debrnov, erinnert sich: "Die Mehrzahl der hinreißenden und innigen Melodien der 'Verkauften Braut' verdankt ihre Entstehung der abendlichen Stimmung am Moldaukai beim Anblick des Hradschins und der Kleinseite. Dort pflegte Meister Smetana fast täglich gegen Abend spazieren zu gehen und überlas den Text, den ihm Sabina stückweise zukommen ließ. Die Melodien ergossen sich in seinem Kopfe wie ein Strom. In seine Wohnung im Palais Lazanský zurückgekehrt, setzte er sich an seinen Arbeitstisch und skizzierte sofort auf dem Notenblatt, was er in Gedanken verarbeitet hatte."
Das Leben der "kleinen Leute"
Smetana war während der Arbeit an der "Verkauften Braut" von einer Hochstimmung beflügelt, tanzte und spielte seinem Freundeskreis die Tänze auf dem Klavier vor. Mit Charme, Witz und einer furios-vitalen Musik erzählt Smetanas Bauernkomödie von den Sorgen und Sehnsüchten der "kleinen Leute" seiner Heimat. Ort des Geschehens: ein Dorf in Böhmen des 19. Jahrhunderts. Die Bauerntochter Marie soll nach dem Willen ihrer Eltern Wenzel, den Sohn des reichen Micha, heiraten, doch sie liebt Hans. Diesem gelingt es durch eine List, Maries Hand dennoch zu gewinnen...
1866 wurde "Die Verkaufte Braut" in Prag uraufgeführt. Der Erfolg war zunächst bescheiden. Für eine Neueinstudierung 1869 komponierte Friedrich Smetana noch einige Stücke dazu, darunter temperamentvolle "Hits" wie die Polka, der Springtanz (Skocná) der Komödianten und der Furiant. Doch der wahre Durchbruch gelang erst 1896 ausgerechnet an der Hofoper in Wien, Hochburg der Habsburger, gegen deren Dominanz sich gerade die neue tschechische Nationalgefühl richtete.
Smetana empfand das Lob, das er allerorten für diesen großen musikalischen Wurf erhielt, als zwiespältig: "Wenn sie glauben, mir eine besondere Freude zu machen, wenn sie die 'Verkaufte Braut' loben, so sind Sie im Irrtum! Meine Kraft und Freude liegt ganz woanders!" Er dachte dabei wohl eher an seine heroisch-pathetischen späteren Opern "Dalibor" (1868) und "Libussa" (1881).
Neue Inszenierung am Tiroler Landestheater
Die verkaufte Braut hat am 29. Jänner 2011 im Tiroler Landestheater Premiere. Regie führt Hausherrin Brigitte Fassbaender, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Alexander Rumpf. Es spielen unter anderem Christine Buffle/Anna Kim (Marie) und Jerzy Kasprzak/Stanislav Stambolov (Micha). Bühne: Erwin Bode, Kostüme: Elisabeth Rauner.
Ö1 Club Exklusiv
Am 16. Februar 2011 besucht eine ausgewählte Gruppe von Ö1 Club-Mitgliedern nach Sektempfang und Begrüßung sowie Einführung durch Intendantin Brigitte Fassbaender die Aufführung von Smetanas "Die verkaufte Braut". Im Anschluss gibt es ein Künstler/innengespräch.
Anmeldungen dafür bitte schriftlich an den Ö1 Club, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, per E-Mail, per Fax: (01) 501 70-372, oder im Ö1 Kalender. Bitte geben Sie an, ob Sie allein oder in Begleitung kommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ausgelost und verständigt. Anmeldeschluss ist am 9. Februar 2011.
Service
Friedrich Smetana, Karel Sabina, "Die verkaufte Braut", ab 29. Jänner 2011, Tiroler Landestheater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Tiroler Landestheater - Die verkaufte Braut