Suchttherapie in einer multikulturellen Gesellschaft

Transkulturelle Suchtbehandlung

Suchterkrankungen nehmen zu - heißt es heute bei einer Tagung der Wiener Therapie- und Forschungseinrichtung "Anton Proksch Institut"; und weiter: bei der Therapie müsste der kulturelle Hintergrund der Erkrankten stärker berücksichtigt werden.

Die Sprache des anderen zu verstehen ist nicht genug, sagt Michael Musalek, ärztlicher Leiter des "Anton Proksch Instituts" in Wien: transkulturelle Therapie sei mehr - nämlich sich auf den anderen einzulassen, auf seine Lebenswelt, sein Denken, seine Kultur.

Therapie-Angebote für suchtkranke Menschen mit Migrationshintergrund, die darauf sensibilisiert sind, gebe es noch nicht genug.

"Wir haben heute in Wien eine Situation, wo das Behandlungsangebot insgesamt hervorragend ist, für Suchtkranke. Dort wo wir noch Nachholbedarf haben, ist Spezialangebote für ganz bestimmte Gruppierungen, wo eben auch auf die kulturelle Gegebenheit besonders eingegangen wird", sagt Musalek.

Migration erhöht das Suchterkrankungsrisiko

Laut dem Drogenbeauftragten der Stadt Wien sind bei den Anzeigen wegen Suchtgiftdelikten junge Erwachsene mit Migrationshintergrund überrepräsentiert.

In Summe aber sei der Großteil der Suchtkranken ohne Migrationshintergrund, relativiert der Sucht-Forscher, Psychiater und Psychotherapeut Musalek: "Es ist so, dass sicher jeder Mensch suchtkrank werden kann. Es braucht also nicht eine Migration oder Migrationsproblematik um suchtkrank zu werden. Die Migrationsproblematik ist leider ein idealer Nährboden für die Gefahr einer Suchterkrankung."

Beispielsweise weil Traumatisches oder Krieg erlebt wurde, das Leben im Zielland schwer gemacht wird, etc.

Suchterkrankungen in Österreich

Grundsätzliches noch zu Suchterkrankungen in Österreich: 330.000 Menschen gelten als alkoholabhängig; mehr als 1,3 Millionen als nikotinsüchtig; 110.000 als medikamentenabhängig und bis zu 30.000 konsumieren illegale Drogen. Ganz zu schweigen von substanz-ungebundenen Süchten wie Spiel- oder Kaufsucht.