Das Wiener Künstlerhaus will "den blick öffnen"

Kunst gegen Gewalt an Kindern

Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist zwar traurige Realität, aber auch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Das zeigen immer wieder dramatische Beispiele, von denen man dann in den Medien erfährt, oft ist es dann schon zu spät zum Handeln. Welchen Beitrag kann dabei die Kunst in Sachen Prävention liefern?

Die beiden Künstlerinnen Ina Loitzl und Tanja Prusnik sind überzeugt, dass das möglich ist. Sie meinen, dass Kunst die Wahrnehmung sensibilisieren und damit zu einem Zusammenleben mit weniger Gewalt beitragen kann. 2009 starteten sie in Klagenfurt die Ausstellungsreihe "den blick öffnen", die nun in erweiterter Form im Wiener Künstlerhaus fortgesetzt wird: Gezeigt werden Arbeiten von 18 Künstlerinnen und Künstlern, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit der Thematik auseinandersetzen.

Kulturjournal, 28.01.2011

Dutzende Babypuppen, mit grauem Stoff umhüllt, sind gegenüber dem Eingang zur Ausstellung an der Wand befestigt. Nur einer der kleinen Körper ist heil, die anderen sind eingedrückt und löchrig. "rejected" heißt diese Arbeit der Kärntner Künstlerin Barbara Bernsteiner, die schon am Weg ins Obergeschoß des Künstlerhauses ins Auge springt. Gewalt am Menschen im weitesten Sinne ist in dieser Anordnung Bernsteiners das Thema: Es gehe um das Klonen und den Versuch des Menschen, in die Natur einzugreifen und die Idealform zu finden, erklärt die Künstlerin.

Beklommenheit auslösend

Auf unterschiedliche und sehr vielschichtige Weise befassen sich die Werke in der Ausstellung "den blick öffnen" mit dem Thema der Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Einige der Skulpturen, Gemälde und Installationen sind bereits vor einigen Jahren in ganz anderen Kontexten entstanden: im Zusammenhang mit der Themenstellung lösen sie alle beim Betrachter ein Gefühl der Beklommenheit aus.

Mit Mitteln der Kunst sollen die Besucher in ihrer alltäglichen Wahrnehmung sensibilisiert werden. Die Menschen seien gut im Verdrängen, meint die Künstlerin Ona B., die mit zwei Arbeiten in der Ausstellung vertreten ist. Sie ist überzeugt, dass die Kunst hier entgegenwirken kann.

Umfangreiches Begleitprogramm

Schüler, Eltern, sowie Pädagoginnen und Pädagogen sollen mit der Ausstellungsreihe speziell angesprochen werden. Dafür sorgt auch ein Rahmenprogramm, das an diesem Wochenende beginnt. Es besteht aus Lesungen, Spezialführungen und Workshops für Kinder und Schulklassen, in denen es etwa um Prävention und gewaltfreie Kommunikation geht.

Die gezeigten Arbeiten stehen zum Verkauf; der Erlös geht zu 50 Prozent an die Künstler, der Rest an den Verein "den blick öffnen", erklärt Co-Kuratorin Tanja Prusnik. Für die Dauer der Ausstellung, die am 27. Jänner 2011 eröffnet wurde, gibt es ein breites Rahmenprogramm für Kinder, Erwachsene und Schulklassen.

Weitere Arbeiten beteiligter Künstlerinnen sind ab 29. Jänner 2011 auch in der Wiener Galerie "kro art" zu sehen.

Textfassung: Red.

Service

Ausstellung "den blick öffnen", 28. Jänner bis 2. März 2011, Künstlerhaus Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (30 Prozent).

Künstlerhaus - den blick öffnen