USA müssen sich auf neues Ägypten einstellen

Sorge um stabilen Nahost-Partner

Die USA blicken gespannt und sorgenvoll nach Ägypten. Denn rund zwei Drittel aller US-amerikanischen Auslandförderungen gehen in zwei Länder – nach Israel und nach Ägypten. Schon daran lässt sich ermessen, welchen Stellenwert Kairo in Washington hat.

Mittagsjournal, 29.01.2011

Vorreiter im Nahost-Prozess

Nach dem Tod von Präsident Nasser im Jahr 1970 begann der neue ägyptische Präsident Anwar El Sadat mit einer langsamen, aber ständigen Annäherung an die USA. Diese gipfelte darin, dass Sadat die sowjetischen Militärberater bat, die unter Nasser gekommen waren, das Land zu verlassen. Im Abkommen von Camp David wurde 1978 der Grundstein zum Friedensvertrag mit Israel gelegt, der nur ein Jahr später auch abgeschlossen wurde. Ägypten war in der Folge das erste arabische Land, das das Existenzrecht Israels anerkannte.

Wechsel nicht aufzuhalten

An der betonten ägyptisch-amerikanischen Freundschaft änderte sich auch nichts, als Hosni Mubarak nach dem Mord an Sadat 1981 die Macht im Land übernahm. Mit Machtbefugnissen ähnlich jenen eines Diktators führt Mubarak das Land nun seit 30 Jahren – von einer Demokratie westlichen Zuschnitts ist Ägypten aber noch immer weit entfernt. Die USA schätzen an Ägypten dessen Berechenbarkeit, Stabilität und natürlich den gewaltigen Einfluss, den es als Land mit 80 Millionen Einwohnern in der arabischen Welt hat. Während die Reaktionen der amerikanischen Spitzenpolitik verhalten ausfielen, glauben so manche Experten aber nicht mehr daran, dass sich ein grundlegender Wechsel in
Ägypten noch aufhalten lässt.

Experten: Ägypten ändert sich

Robert Kagan ist Politikwissenschaftler und Mitglied der renommierten Brookings Institution. Er meint, dass die USA nun umdenken müssten. "Die US-Regierung hat sich der Illusion hingegeben, dass es in Ägypten Stabilität gäbe, an der man nicht rütteln will. Doch das ist vorbei. Ägypten ist in einem Wandlungsprozess, weil Mubarak alt und krank ist und die Leute von 30 Jahren Diktatur genug haben."

Marina Ottaway vom Carnegie Endowment für den Weltfrieden, sieht die Sache ähnlich: "Die US-Regierung sei zögerlich. In Obamas Außenpolitik herrscht eine Attitüde von Bringen wird das Boot nicht zu sehr ins Schaukeln'."

Sorge um Stabilität

Eines ist gewiss: Weder Amerika noch Israel haben ein gesteigertes Interesse daran, Mubarak stürzen zu sehen. Zu wertvoll waren aus ihrer Sicht die Stabilität und das gemäßigte Auftreten des arabischen Riesen direkt an der israelischen Grenze in den vergangenen 30 Jahren.

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