Aussichten und "Querschüsse"

Noevers letztes MAK-Jahr

Am Dienstag, 1. Februar 2011, hat Peter Noever ins Museum für Angewandte Kunst geladen, um das Programm seines letzten Amtsjahres vorzustellen. Zuletzt war herbe Kritik an der Amtsführung Noevers laut geworden, und so war der Hausherr gezwungen, auch zu den Anschuldigungen Stellung zu nehmen.

Mittagsjournal, 01.02.2011

Wirtschaftsprüfung abgeschlossen

Peter Noever eröffnete die Pressekonferenz gleich damit, auf die Anschuldigungen einzugehen. Den Zeitpunkt der Jahrespressekonferenz hatte er bewusst gesetzt. Gab es doch am Tag davor einen wichtigen Stichtag: "Wie sie wissen, hat eine umfassende Überprüfung eines unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmens stattgefunden, die gestern abgeschlossen worden ist und ergeben hat, dass beim Großteil der erhobenen Anschuldigungen - Dienstreisen, Homepage, Fuhrpark, Limousinen-Service - kein Grund zur Beanstandung gegeben ist."

Blieben noch die Geburtstagsfeste für seine Mutter, die Noever in den Räumlichkeiten des MAK ausgerichtet hatte, ohne die üblichen Mietkosten zu begleichen: "Ich bin davon nach wie vor überzeugt, dass diese Veranstaltungen zum Vorteil des MAK stattgefunden haben und eine wichtige Kontaktplattform zu Künstlern, Kulturschaffenden und zu Sponsoren waren. Ungeachtet dessen habe ich mich bereit erklärt, den im Prüfungsbericht ausgewiesenen drittüblichen Vermietungsanteil zu begleichen. Dies ist bereits erfolgt. Wenn sie mich über den Betrag fragen, dann sind das knapp über 10.000 Euro, die ich überwiesen habe."

Keine Debatte zu Besucherzahlen

Auf die Debatte zu den Besucherzahlen wollte sich Peter Noever nicht weiter einlassen, war und ist seine Prämisse doch, dass sich die Qualität von Ausstellungen nicht quantitativ messen lasse.

Rudolf-Steiner-Schau geplant

Da gab er dann lieber gleich einen Ausblick auf die anstehenden Ausstellungen. Eine große Schau ist Rudolf Steiner, dem Gründer der Anthroposophie, gewidmet - einem umstrittenen Denker, finden sich in seinen Schriften doch auch immer wieder rassistische Äußerungen. Als Gründer der Waldorfschulen hat Steiner sich aber auch Gedanken über das Bildungssystem gemacht, eine Debatte, die ja einige Aktualität besitzt.

"Er ist immer davon ausgegangen, dass Aussehen und Gestalt von Unterrichtsräumen eine wesentliche Rolle spielen - im Gegensatz zu den meisten heutigen gedanken- und seelenlosen Lehrfabriken. Bedingungen, unter denen sinnvolle Bildung erst stattfinden kann, dafür schief Steiner eine ganze Matrix aufeinander fein justierter Bereiche wie der Architektur, der Farbgebung, der Musik, den Rhythmus und den Inhalt."

Kunstwerke von Helmut Lang

Eine weitere große Schau ist Helmut Lang gewidmet. Der ehemalige Designer hat sich ja völlig aus der Welt der Mode zurückgezogen und ist nur mehr künstlerisch tätig. Die Ausstellung wird sich ganz auf seine raumgreifenden Installationen und Skulpturen konzentrieren.

In der Reihe Künstler im Fokus werden im Frühling Erwin Wurm und im Herbst Walter Pichler zu sehen sein. Wurm wird in "Schöner Wohnen" Objekte mit zweifelhaftem Gebrauchswert vorstellen, und Pichler wird in seinen Arbeiten das Wechselspiel von Zeichnung und Objekt thematisieren.

Weiter offene Fragen zu Festen im MAK

MAK-Direktor Peter Noever hat 10.870 Euro für zehn im Zusammenhang mit dem Geburtstag seiner Mutter in Museumsräumlichkeiten abgehaltene Feste als "drittübliche Kosten" überwiesen. Das geht aus einer der APA übermittelten Klarstellung des Museums hervor. Der Betrag errechne sich daraus, dass im Prüfungsbericht der (auch mit dem laufenden Controlling des MAK befassten) Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers "die drittüblichen Kosten mit 1.122 Euro für die Säulenhalle und mit 772 Euro für den Direktionsraum geschätzt werden". Laut dem Kulturministerium beträgt die in dem Bericht ausgewiesene Summe der durch die Feste entstandenen Kosten allerdings 21.740 Euro, also exakt das Doppelte des Überwiesenen.

Laut "Kurier" wird im Bericht von Kosten in der Höhe von je 2.244 Euro für die Säulenhalle und 1.544 Euro in der Direktion gesprochen. Im Kulturministerium verweist man gegenüber der APA darauf, dass im Wirtschaftsprüfungs-Bericht auch davon gesprochen werde, dass es sich bei den Feiern "um eine Mischveranstaltung gehandelt haben" könne. Man erwarte eine Klarstellung darüber, ob aus diesem Grund "etwaige Abschläge" erfolgt seien.

Neue Veranstaltungen bekannt geworden

Seitens des Museums hieß es, der Betrag von 10.870 Euro ergebe sich für neun Feste in der Säulenhalle und eines im Direktionsraum über zehn Jahre. Dieser wurde "ungeachtet des Umstands, dass sowohl er (Peter Noever, Anm.), wie auch die MAK Art Society, diese Veranstaltungen zur Gänze im Interesse des Hauses sehen", refundiert.

Aufgrund einer parlamentarischen Anfragebeantwortung waren bisher lediglich vier Feste (2006 bis 2009) bekannt gewesen. Obwohl in der Anfrage des Grünen Kultursprechers Wolfgang Zinggl vom 21. Oktober u.a. die nicht zeitlich eingeschränkte Frage "Wie oft und in welchen Jahren hat Peter Noever das Geburtstagsfest für seine Mutter in Räumlichkeiten des MAK veranstaltet?" gestellt worden war, hatte die am 21. Dezember erfolgte Beantwortung sich "auf einen Betrachtungszeitraum von maximal 5 Jahren" bezogen. "Eine darüber hinausgehende Darstellung war aufgrund des damit verbundenen personalbezogenen Rechercheaufwandes im für die Beantwortung gegebenen Zeitrahmen nicht möglich", hieß es damals.

Text: APA, Red., Audio: ORF

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