Antonio Fian und Vera Borek im RadioKulturhaus

In der Kürze liegt die Würze

Dass der Schriftsteller Antonio Fian eine Vorliebe für Kürze und Prägnanz hat, ist den Leserinnen und Lesern seiner regelmäßig erscheinenden Dramolette längst bekannt. Über 250 Kurz- und Kürzestdramen hat Fian in den letzten Jahren veröffentlicht. Inspiriert hat ihn dazu eine frühe Begegnung mit literarischen Texten in kompakter Form.

"Meine erste wirklich prägende Lektüre waren die Sagen und Märchen aus Kärnten, Sammlungen von Georg Graber", erzählt Fian. "Das sind sehr kurze Texte und sehr konzentrierte Texte. (...) Ich denke mir, es reicht, wenn man das in dieser Kürze sagt."

Diesem Motto bleibt Antonio Fian nun schon seit mehr als 20 Jahren treu. Und er hat sich damit eine wachsende Fangemeinde erschrieben. Auch die Schauspielerin Vera Borek zählt dazu. Gehören doch die eindrucksvollsten Bühnenmomente nicht immer zu den textreichsten, erklärt sie: "Es gibt ganz kurze Auftritte, die sind so prägnant und toll - das reicht dann auch." Aber die Abwechslung sei wunderbar, so Borek.

In aller Kürze

Es scheint, als träfe Antonio Fian mit der Pointiertheit seiner Texte auch den Nerv jener vielbeklagten Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen angeblich stetig abnähme und Informationen bevorzugt in kompakten Häppchen konsumiert würden. Gerade in der Literatur, findet Antonio Fian, liegt da allerdings eine paradoxe Situation vor, denn der Markt scheine immer dickere Romane zu fordern. Gerade in der Fantasy-Literatur erschienen ständig 1.000 bis 1.200 Seiten dicke Bücher, so Fian. Vera Borek hingegen liest und liebt beides - die Kunst der Kürze ebenso wie den Reiz der großen Geschichte.

Soeben ist Antonio Fians neuester Dramolette-Band erschienen. Unter dem Titel "Man kann nicht alles wissen" versammelt er 80 aktuelle Momentaufnahmen der facettenreichen österreichischen Seele. Vera Borek und Antonio Fian werden am Dienstag, 2. Februar 2011, im Wiener RadioKulturhaus Kostproben daraus zum Besten geben.

Anregungen für seine Mini-Dramen holt sich Antonio Fian immer öfter aus alltäglichen Szenen. "Manches sind einfach in Wirtshäusern, auf der Straße aufgefangene Szenen", so Fian.

Realpolitisches Kabarett

Dabei - so meint Fian Augenzwinkernd - wird es immer müßiger, das tagespolitische Geschehen zu karikieren. Nimmt es sich doch vielfach bereits selbst als Satire aus. "Es macht mir eigentlich immer weniger spaß, die Politik zu kommentieren. Die Telefonprotokolle Grassers sind ja inzwischen schon auf der Kabarettbühne und dienen dem allgemeinen Gelächter. (...) Das deckt ja inzwischen das sogenante politische Kabarett eher ab und daher sehe ich wenig Sinn, mich auch noch damit zu befassen.

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