20 Jahre Psychedelic Trance
Die Goa-Szene
Mit der Hippie Szene entstand in Goa auch eine Party - oder besser Zusammenkunfts-Kultur. Der dazugehörige Musikstil wurde ab Mitte der 1970er immer elektronischer und schließlich von Indien aus in alle Welt exportiert und musikalisch weiterentwickelt. Nun ist ein Buch über die Goa-Szene erschienen.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.02.2011
Goa ist ein Bundesstaat an der indischen Westküste. Nach wie vor zieht er viele Touristen an, allen voran Backpacker, also Rucksacktouristen. Bekannt wurde Goa dadurch, dass Hippies und Aussteiger die Region ab Mitte der 1960er als alternatives Lebensparadies entdecken. So kam es, das Goa auch der Name für eine Bewegung ist. Eine Lebenseinstellung, die sich auf die Fahnen heftet: Offenheit, Freiheit von Vorurteilen und ökologisches Verantwortungsbewusstsein.
Mit der Hippie Szene entstand in Goa auch eine Party - oder besser Zusammenkunfts-Kultur. Der dazugehörige Musikstil wurde ab Mitte der 1970er immer elektronischer und schließlich von Indien aus in alle Welt exportiert und musikalisch weiterentwickelt.
Abgrenzung zum Techno
Ab den 90er Jahren spricht man dann tatsächlich von Goa als Musikgenre - vor allem in Abgrenzung zum Techno.
Ende letzten Jahres ist ein Buch erschienen, das sich dieser Szene widmet. "Goa - 20 Jahre Psychedelic Trance" heißt es und ist im Nachtschatten-Verlag erschienen.
Spirituelle Elemente
"Goa-Musik ist eine elektronische Musik mit vielen spirituellen Elementen, mit Gesang", sagt Pascal Querner. Zusammen mit Tom Rom hat er das Fotobuch "Goa - 20 Jahre Psychedelic Trance" herausgegeben. Beide sind in der Szene verankert - und weil es in ihren Augen nichts gab, was diese erschöpfend zusammenfasste und darstellte, machten sie sich selbst ans Werk. Das Buch bietet einen Einblick in die Anfänge und Geschichte der Goa-Bewegung, seiner Kultur sowie Leitsätze, seiner Kunst und Festivals.
Auch findet man Ethno-Klänge und Klassik-Einflüsse in der Goa-Musik - alles in allem eine sehr atmosphärische, eher melodiös geprägte Musik.
Kritische Töne
Insgesamt mehr als 40 Autoren - allesamt Szenekenner - haben Artikel für das Buch verfasst, das auch immer wieder kritische Töne anschlägt. Dazu kommen rund 650 Fotos sowie eine begleitende DVD. Die Bewegung ist stark vom Optischen geprägt und das hat man sich zu dokumentieren bemüht.
Querner, der selbst nicht nur Texte, sondern auch Aufnahmen für "Goa - 20 Jahre Psychedelic Trance" beigesteuert hat, erzählt: "Die Festivals sind oft in sehr schönen Naturplätzen wie Waldlichtungen, Burgruinen, an Seen - und dort werden dann für das Festival selber viele Kunstskulpturen aufgebaut, die Dancefloors werden sehr aufwendig dekoriert. Das alles wird mit einer Licht- und Lasershow in der Nacht zu einem Gesamtkunstwerk und Gesamterlebnis."
Kommerz im Vormarsch
Szene und Festivals haben sich im Laufe der Jahre natürlich verändert. Früher wurde jede Party als politscher Akt verstanden. Dieser Background geht teilweise zurück.
Auch in der GOA-Bewegung hat sich der kommerzielle Aspekt verstärkt: "Es stimmt schon, dass diese Lebensphilosophie früher noch stärker war, dass dieser Zusammenhalt noch stärker war, bevor diese Szene so explodiert ist, sagt Querner. "Sehr viele Festivals sind heutzutage nicht mehr sehr politisch. Die Leute gehen hin und wollen eine gute Zeit haben. Aber trotzdem ist ihnen Respekt vor anderen Menschen, vor der Umwelt, als Wert wichtig geblieben. Allein schon die grenzen uns ab von sehr vielen anderen Szenen, wo's nur ums Feiern geht. Natürlich ist es kommerzieller geworden, es gibt Veranstalter, die davon leben wollen, es gibt DJs, die gut verdienen - im Gegensatz zu früher in Goa, wo alle Fest am Strand kostenlos waren, niemand hat etwas verdient, alle wollten eine gute Zeit haben."
Goa und Drogen
Viele assoziieren mit Goa selbstredend das Thema Drogen: Zwei Dinge, wie auch das Buch meint, die sich von Beginn an gegenseitig beeinflussen, quasi zusammen gehören. Dennoch gibt es hier innerhalb der Szene gewissermaßen verschiedene Schulen.
Den einen ging oder geht es um eine Art Erweiterung, den Anderen lediglich ums Partymachen: "Früher hat die Spiritualität einen größeren Stellenwert gespielt, dadurch, dass die Leute selber über die Wintermonate in Goa waren. Und Indien ist ein Platz, wo man vom ersten Tag, wo man dort ist stark davon beeinflusst ist. Dadurch haben die Leute früher einen viel stärkeren Bezug zur Spiritualität gehabt. Viele haben Yoga und Meditation gemacht und es gab halt auch die Goa-Szene mit Drogen wie LSD, die auch aus der Hippie-Kultur kommen."