Ägypten für gesamte Region wichtig

Unruhen verschrecken Investoren

Die Unruhen in Ägypten hinterlassen auch Spuren in der Wirtschaft, deutlich wird das an den rasant steigenden Rohstoffpreisen, und immer mehr Investoren ziehen sich aus den betroffenen Ländern zurück. Besonders intensiv wird die Entwicklung in Ägypten beobachtet, auch vom österreichischen Handelsdelegierten Kurt Altmann.

Morgenjournal, 08.02.2011

Eckpfeiler der Region

Ägypten gilt als die Mutter Arabiens. Mit dem Suez-Kanal kontrolliert das Land die einzige direkte Verbindung zwischen den ölreichen Ländern am Roten Meer und der Mittelmeer-Region. Außerdem ist Ägypten das bevölkerungsreichste arabische Land und damit ein Eckpfeiler der Region, sagt der österreichische Handelsdelegierte Kurt Altmann. Deshalb sei Stabilität jetzt so wichtig: "Die Leute sollen Arbeit haben, statt ihre Zeit in Bürgerwehren verbringen zu müssen."

Lebensmittel vordringlich

Altmann ist seit 15 Jahren im Nahen Osten tätig. Er macht in Ägypten drei Probleme aus: mangelnde politische Stabilität, Arbeitslosigkeit und Lebensmittelmangel. Zuerst müsse die Versorgung mit Lebensmitteln geregelt werden, für geplünderte Supermärkte müsse Ersatz geschaffen werden. Außerdem fehlten derzeit Entscheidungsträger.

Lage weiter instabil

Problem Nummer drei ist die hohe Arbeitslosigkeit. Offiziell sind zehn Prozent der Ägypter ohne Job, inoffiziell 20 Prozent - betroffen sind vor allem Jugendliche. Es gäbe laut Altmann erhebliches Potenzial um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu brauche es aber Reformen, vor allem eine stärkere Liberalisierung der Wirtschaft. Die wirtschaftliche Lage in Ägypten werde noch einige Monate instabil bleiben. Österreichischen Firmen rät Altmann, Exporte nach Ägypten vorerst zu stoppen, weil Hafenabfertigung und Weitertransport in die Städte nicht gewährleistet seien. Ausländische Unternehmen haben während der letzten Wochen Produktionen eingeschränkt und Mitarbeiter ausgeflogen.

Aktienkurse sinken

Schwellenländer, nicht nur in Afrika, galten in den letzten Jahren als relativ stabil und waren damit für Investoren interessant. Die politische Krise hat zu Unsicherheit geführt: Der tunesische Leitindex zum Beispiel ist in den vergangenen Wochen um rund 15 Prozent gefallen, der ägyptische Index EGX30 um 20 Prozent.

Türkei profitiert

Ohne Stabilität, keine Investoren, keine Arbeitsplätze. Das gilt in der Region besonders für Ägypten. Sonst freut sich ein Land jenseits des Mittelmeeres: Die Türkei hofft wegen der Unruhen in Ägypten auf zusätzliche Buchungen im Tourismus und neue Aufträge in der Textilbranche.