Riesen-Arbeitsplatzverlust befürchtet
CO2-Handel: Stahlindustrie protestiert
Die Pflicht zum Kauf von CO2-Emissionsrechten treibt Europas Stahlproduzenten an den Rand der Wettbewerbsfähigkeit. Der Europäische Stahlverband (Eurofer) warnt vor dem Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze in Europa. Eurofer-Präsident und Generaldirektor der heimischen Voestalpine, Wolfgang Eder drängt in Brüssel auf Änderungen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.02.2011
Klage über verschärfte Auflagen
Die Wirtschaft zieht wieder an, die Hochöfen glühen. Je mehr die Maschinen arbeiten, desto mehr Treibhausgase gelangen in die Luft. Und je mehr produziert wird, desto teurer wird es. Denn in Europa gibt es seit 2005 ein Instrument gegen den Klimawandel, den Handel mit CO2- Verschmutzungsrechten. Bisher haben Industriebetriebe Gratiszertifikate erhalten, eben so viele wie benötigt wurden. Künftig wird es richtig teuer. Ab 2013 werden Verschmutzungsrechte versteigert. Das war zwar von Anfang an so geplant, die Kommission habe die Auflagen aber deutlich verschärft, klagt die Stahlbranche. Das sei in der Kalkulation nicht mehr unterzubringen, sagt Eurofer-Präsident, voestalpine Generaldirektor Wolfgang Eder: "Das heißt, wir müssten uns dann überlegen, wo in der Zukunft Stahl konkurrenzfähig produziert werden kann. Man könnte in Europa nicht mehr produzieren."
Nachteil im globalen Wettbewerb
Der Emissionshandel sollte Europas schärfste Waffe gegen den Klimawandel sein. Derzeit sei es aber Europas schärfste Waffe gegen die Industrie. Produktion werde bestraft, das System biete auch kaum Anreize, um mehr in saubere Technologien zu investieren, sagt Eder. Denn selbst Unternehmen, die viel in Umwelttechnologie investiert haben, müssten Rechte zukaufen. Andererseits könnten ausländische Unternehmen, die keine CO2-Auflagen zu erfüllen hätten, die europäischen Märkte erobern. Wolfgang Eder wird mit den EU-Kommissaren für Energie und Wettbewerb, Günther Oettinger und Joaquin Almunia über Veränderungen sprechen. Angestrebt werde eine Rückführung der Auflagen auf das Niveau, das im Dezember 2009 verabschiedet worden sei. Im Parlament wird eine Resolution gegen den Kommissionsvorschlag vorbereitet. Die Einspruchsfrist läuft noch bis 7. April.
Der Handel mit Verschmutzungsrechten sorgt selbst in Brüssel derzeit für Kopfweh. Cyberattacken legen die Börsen immer wieder lahm. Bestohlen werden nicht Industriebetriebe, sondern Hedgefonds. Denn auch an dieser Börse tummeln sich mittlerweile viele Investoren, die Treibhausgase als künftige Kapitalanlage sehen.
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