Baby soll kranke Geschwister retten
Frankreich: Erstes "Designerbaby" geboren
Trotz heftiger Diskussionen ist in Frankreich das erste "Designerbaby" zur Welt gekommen. Es soll einem älteren bereits lebenden Geschwisterkind als Ersatzteillager dienen. In Frankreich ist diese Vorgangsweise legal, wird jedoch von vielen Seiten kritisiert. Die moralischen Einwände stehen gegen den Wunsch der Eltern, die Erkrankung eines bereits lebenden Kindes zu heilen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.02.2011
"Umut", die Hoffnung
Es ein Bild des Glücks, Es bedeutet alles für uns freut sich die Mutter des ersten französischen Designerbabys. Umut Thala haben die türkischstämmigen Eltern den kleinen Buben genannt. Das bedeutet: Unsere Hoffnung. Dem Kleinen geht es gut. Er wiegt 3,6 Kilo.
Geschwister leiden an Beta-Thalassämie
Er ist gesund und soll auch seiner älteren Schwester helfen. Denn diese leidet an Beta-Thalassämie, einer genetisch bedingten, potenziell tödlichen Bluterkrankung. Genauso wie der andere Bruder muss sie sich alle 14 Tage einer Bluttransfusion unterziehen. "Wenn man gestochen wird, hat man Schmerzen, doch unsere Kinder sind schon so oft gestochen worden, dass sie keine Schmerzen mehr verspüren. ", sagt die Mutter.
"Passender" Embryo ausgesucht
Der behandelnde Arzt, Professor René Frydman, ist auch der Arzt, der vor 26 Jahren die erste In-vitro-Fertilisation durchgeführt hatte. Jetzt ist er einen Schritt weitergegangen. Mit Hilfe von Präimplantationsdiagnostik hat er ein Embryo ausgewählt, der keinen Gendefekt hatte und der genetisch am besten zu seiner Schwester passt.
Stammzellentherapie begonnen
"Wir haben Nabelschnurblut entnommen, da wir wissen, dass das Kind diese genetische Krankheit nicht hat, und dass es zusätzlich mit seiner Schwester kompatibel ist. Wir können daher eine Stammzellentherapie durchführen.", sagt Frydman.
Kritik: Kind zu Objekt degradiert
In Frankreich hat dieses Baby eine heftige Diskussion ausgelöst. Auf Französisch sagt man bebe-medicament, "Medikamentenbaby". Die Gegner sprechen von einem ethischen Problem.
Die Vorsitzende der christdemokratischen Partei Christine Boutin spricht von menschlichem Leben, dass zu einem Objekt degradiert wurde: "Es ist kein Mensch mehr. Sein ganzes Leben lang wird er sich fragen: Existiere ich meinetwegen oder nur, weil meine Geschwister krank waren?"
Rettung für die Schwester
Professor Frydmann ist da anderer Meinung. "Das Kind ist keine Tablette oder kein Zäpfchen, sondern etwas Wunderbares. Ihm verdankt seine Schwester, sich nicht mehr alle 14 Tage einer Bluttransfusion unterwerfen wird müssen." Außerdem wird betont, dass alle rechtlichen Vorgaben respektiert wurden.
Eltern wollen noch ein Kind für Bruder
In Österreich und Deutschland ist die Präimplantationsdiagnostik nicht zugelassen. In Frankreich ist sie erst seit 2006 erlaubt. Der Fall muss aber erst von einer Bioethikkommission freigegeben werden. Dies geschieht nur, wenn eine unheilbare genetische Krankheit vorliegt und dass es keinen geeigneten Stammzellenspender gibt. All dies war bei Umut Thala der Fall.
Die Eltern sind überglücklich. Sie wollen jetzt ein weiteres Kind um ihren Sohn zu heilen, dessen Blut nicht mit dem von Umut Thala kompatibel ist.