Studie im Auftrag der Polizei

Wie rassistisch sind Polizisten?

Fälle wie Marcus Omofuma, Bakary J. oder Cheibani Wague zeigten, dass bei einigen Exekutivbeamten latenter Rassismus vorhanden ist. Die Polizei selbst versucht gegenzusteuern. So wurde die Ausbildung vor neun Jahren umgestellt, der Verein "Fair und Sensibel" gegründet und jetzt will man in einem Pilotprojekt auch erheben, wie rassistisch Österreichs Polizei tatsächlich ist.

Mittagsjournal, 12.02.2011

Kriminalität ist überall

Dass Österreichs Polizisten Rassisten sind, ist möglicherweise genauso ein falsches pauschalisierendes Vorurteil, wie die Behauptung, alle Nigerianer seien Drogendealer. Bei der Polizei will man es nun genau wissen. In einem Pilotprojekt will man prüfen wie rassistisch Österreichs Polizisten tatsächlich sind. Denn der Focus bei Personenkontrollen entscheidet auch über das Ergebnis, sagt der Projektbetreuer, Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl von der Universität Wien. Kriminelles Verhalten sei, so Kreissl, über alle Bevölkerungsschichten gleichmäßig verteilt.

Effektivere Polizeiarbeit

Polizeigewerkschafter Hermann Greylinger lehnt die geplante Studie ab. Personenüberprüfungen erfolgten nicht aus Jux und Tollerei. Kreissl wundert sich über diese Haltung nicht: Man sei eben der Ansicht, dass man ohnehin wisse, was man zu tun habe. Doch die Erhebungen sollen ab Sommer in mehreren Polizeiinspektionen Österreichs, sowohl in der Stadt als auch am Land, beginnen und in einem Jahr zu einem Ergebnis führen. Projektbetreuer Kreissl erwartet, dass anhand der Studie die Polizei effektiver gestaltet werden kann. Außerdem sollen Vorurteile abgebaut werden. Das ist auch ein Ziel des Leiters der Polizeigrundausbildung, Karl-Heinz Grundböck, dem die Achtung der Menschwürde und ein vorurteilfreies Einschreiten der Polizei wesentlich sind. Diese Vermittlung macht mittlerweile ein Viertel der Polizeiausbildung aus. Um der Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden, will Grundböck auch mehr Polizisten mit Migrationshintergrund gewinnen. Die Polizei müsse kommunikationsfähig sein mit allen Teilen der Bevölkerung.

Vorurteile ab-, Freundschaften aufbauen

Das gegenseitige Kennenlernen von Polizisten und Fremden ist dem Verein "Fair&Sensibel" seit Jahren ein Anliegen. Dieser geht auf eine Initiative der Direktion für öffentliche Sicherheit zurück. In direkten Begegnungen sollen Polizisten bei Seminaren Vorurteile abbauen und Freundschaften aufbauen. Es gehe dabei vor allem darum, ein Gefühl für den anderen zu entwickeln und Bilder zurechtzurücken, sagt Trainer Christian Doneis. Oft ist es bei den Seminaren der erste Kontakt der Polizisten mit Afrikanern, die nicht tatverdächtig sind. Trainer Christian Doneis hat nigerianische Wurzeln und war der erste farbige Polizist Österreichs. Er selbst ist in seiner mehr als 20-jährigen Dienstzeit nie mit Rassismus konfrontiert gewesen, sagt er. Auch das rückt Bilder zurecht.

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