Erster Spielfilm von Erwin Wagenhofer

Verliebter Schlepper

Nach seinen Dokumentarfilmen "Let's Make Money" und "We Feed The World" kommt mit "Black Brown White" diese Woche der erste Spielfilm des österreichischen Regisseurs Erwin Wagenhofer in die Kinos. "Black Brown White" ist ein Roadmovie über das Schlepperwesen, der seine Protagonisten "von Afrika hinein in die Festung Europa", wie es im Film heißt, begleitet.

Synchron, 17.02.2011

Erwin Wagenhofer im Interview mit

Für den österreichischen Lastwagenfahrer mit Spitznamen Don Pedro ist es längst zur Routine geworden, in seinem LKW Menschen über Grenzen zu schmuggeln. Doch sobald die junge Afrikanerin Jackie mit ihrem Sohn bei ihm sitzt, wird er aus dieser Routine herausgerissen. Er entwickelt Gefühle für die junge Frau, die sich weigert, in das stickige Loch im Lagerraum des Lastwagens zu kriechen, und er muss improvisieren.

Kultur aktuell, 16.02.2011

Gesichtslose Flüchtlinge

Von den anderen Menschen, die den Weg in die Festung Europa im Laderaum eines Lastwagens suchen, erfährt man kaum etwas. Sie bleiben ohne Gesicht, stehen für eine allgemein menschenunwürdige Situation - wenn man etwa sieht, wie Fäkalien in Kübeln aus dem 40 bis 50 Grad heißen Laderaum gehoben werden.

Stattdessen konzentriert sich Wagenhofer auf die Geschichte von Don Pedro und Jackie, die im Verlauf des Films immer mehr zu einer etwas platitüdenhaft erzählten Liebesgeschichte wird. Er habe hier bewusst keinen Dokumentarfilm zu diesem Thema gemacht, da er zeigen wollte, dass es hier mehr gibt, als nur Schwarz und Weiß. Der Fehler liege im System, und das sei vielschichtiger, so Wagenhofer.

Kein Platz für Gefühle

Don Pedro, gespielt von Fritz Karl, kommt durch seine Gefühle für Jackie immer wieder in riskante Situationen. Und er gerät in einen Konflikt mit sich selbst, dem System, das keinen Platz für Gefühle hat, und seinem Speditionspartner Jimmy, gespielt von Karl Markovics.

Dabei kehrt "Black Brown White" auch an Orte zurück, die man schon aus Wagenhofers dokumentarischen Arbeiten kennt, wie etwa die spanischen Tomatenplantagen mit den zahlreichen illegalen Einwanderern. Ob mit gültigen Papieren oder nicht, das sei nicht die Frage, denn die Menschen sind trotzdem da, anders als wenig später in einer Geisterstadt an der Costa del Sol, wo Don Pedro Jackie das Spekulantenwesen erklärt.

Solide inszeniert

Was nicht mit Geld geht, das gehe hier mit viel Geld, so Don Pedro zynisch. In diesen Dialogen wechselt der sonst lakonisch beiläufige Tonfall des Truckers oft allzu schnell in einen belehrenden Duktus, der manchmal etwas aufgesetzt wirkt. Insgesamt ist "Black Brown White" ein ruhiger und solide inszenierter Film, der entscheidend von der westernähnlichen Kameraführung Martin Gschlachts, mit weiten Einstellungen im Cinemascope-Format, lebt.

Dass Wagenhofer dabei zugunsten von Einzelschicksalen auf einen dramatischeren Blick in die Abgründe des Menschenhandels verzichtet, ist ob seiner dokumentarischen Arbeiten etwas überraschend, passt aber letztlich in die Dramaturgie dieses manchmal etwas zu oberflächlich erzählten Films.

Textfassung: Red.