Ex-Staatsoperndirektor starb im Alter von 88 Jahren
Claus Helmut Drese gestorben
Claus Helmut Drese, ehemaliger Direktor der Wiener Staatsoper, ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 10. Februar im Alter von 88 Jahren verstorben. Der Regisseur und Wissenschaftler war von 1986 bis 1991 Direktor der Wiener Staatsoper gewesen - zweifellos die turbulenteste Zeit seiner Laufbahn.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.02.2011
Wie etliche Direktoren der Wiener Staatsoper vor ihm scheiterte auch Claus Helmut Drese an den hiesigen Verhältnissen und musste sich im Sommer 1988 geschlagen geben. Als man ihm die Reformpläne der Wiener Staatsoper nicht mehr anvertraute und ihm öffentlich mitteilte, seinen Vertrag nicht mehr verlängern zu wollen, wollte er das Haus am Ring sofort verlassen.
Nach langen Verhandlungen und der öffentlichen Rehabilitierung seiner Person erklärte er sich schließlich bereit, seinen Vertrag doch noch wie geplant zu Ende zu führen.
Ein glänzender Organisator
"Ich bin eine Mischung aus Prinzipal, Dramaturg und Regisseur", war stets der Grundsatz Dreses gewesen, dessen Laufbahn 1947 als Schauspieler und Dramaturg in Marburg begonnen hatte. Bereits nach kurzer Zeit hatte er als Intendant der Städtischen Bühnen in Heidelberg den Ruf eines glänzenden Organisationsintendanten.
Das war es, was man in Wien nach der chaotischen Ära Maazel, die von Egon Seefehlner zu Ende gebracht werden musste, mehr benötigte denn je.
Für Wien hatte Drese das Opernhaus Zürich verlassen. Die aufwendigen Produktionen und die Raritäten im Repertoire wurden ihm oft zum Vorwurf gemacht. Trotzdem muss man rückblickend sagen, dass er derjenige gewesen ist, der mit einer Reihe zeitgenössischer Opern diese in Wien quasi salonfähig gemacht hat - vielleicht waren diese Produktionen der Wiener Staatsoper sogar die Wegbereiter der heutigen freien Opernszene Wiens gewesen.
Am Schleudersitz
Dass der Direktionssessel einer der begehrtesten, aber auch einer der gefürchtetsten Schleudersitze des internationalen Opernbetriebs ist, wurde ihm zu spät bewusst. Zwei Jahre nach seinem Abschied rechnete Drese mit den Wiener Verhältnissen in Form seiner Memoiren unter dem Titel "Im Palast der Gefühle" ab. Seiner Zeit voraus plädierte er für die Privatisierung der Bundestheater.