Arte Povera im Lentos
Kohlensäcke und Lederhäute
Die 60er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs: Eine junge Generation wollte anders arbeiten, leben und am politischen Geschehen teilnehmen. Diese Aufbruchsstimmung hat auch das künstlerische Schaffen erfasst. In Italien machte die Arte Povera, die "arme Kunst", Schlagzeilen. Dieser Strömung ist eine umfassende Ausstellung im Lentos gewidmet.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 19.02.2011
Die Schau, die eine Produktion des Kunstmuseums Liechtenstein ist, konzentriert sich auf die historischen Jahre der Arte Povera 1967 bis 1972. Viele der ausgestellten Arbeiten seien seit 40 Jahren immer wieder in der Literatur besprochen, aber nie irgendwo gezeigt worden, ist Kuratorin Meyer-Stoll stolz auf die Auswahl, die über 100 Exponate umfasst.
Die Arte Povera ist eine Strömung, die in Italien in Zeiten gesellschaftlichen Wandels entstand. Die inhomogene Bewegung wollte den Abstand zwischen Werk und Betrachter verringern und das Unmittelbare, Authentische betonen. Profane Materialien wurden plötzlich kunstwürdig. Deutlich wird das beispielsweise an einer Borstenraupe aus grünen Bürsten ("Bacchi da setola") von Pino Pascali oder einer Mauer aus Lumpen ("Muro di stracci") von Michelangelo Pistoletto. Aber nicht immer seien "arme" Werkstoffe verwendet worden, erklärt die Kuratorin an Beispiel von Luciano Fabros "Piede", einer Skulptur aus Murano-Glas und Seide.
Die Frage "Che fare?", die der Ausstellung den Titel gibt, geht auf Lenin zurück, der nach den praktischen Schritten fragte, die auf dem Weg zu einer sozialistischen Gesellschaft geschehen müssen. Der Künstler Mario Merz schrieb die Worte 1969 in Rom an die Wand einer Galerie. Unterhalb des Fragezeichens befand sich ein aufgedrehter Wasserhahn. Wasser strömte in eine Tonne, flutete über, ergoss sich über den Boden und versickerte in den Abflüssen.
Text: APA, Red.
Service
"Che fare? Arte Povera. Die historischen Jahre", 18. Februar bis 29. Mai 2011, Lentos Kunstmuseum Linz,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (30 Prozent).
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