Spaniens Künstler/innen protestieren

Gesetz gegen Internetpiraterie

Spanien hat ein Gesetz gegen Internetpiraterie verabschiedet. Damit sollen Internetseiten, auf denen illegale Downloads angeboten werden, geschlossen werden können. Etwaige Entscheidungen über die Schließung von Seiten muss ein Richter treffen. Der spanische Verband der Internetnutzer kündigte Proteste und eine Beschwerde gegen die Regelung an.

Mittagsjournal, 21.02.2011

Die Platten- und Filmindustrie kämpft gegen die Auswüchse des Internets, das in manchen Ländern eine "Spielwiese für Raubkopierer" sei. Weil immer mehr Internet-Benutzer ihre Verbindung ins weltweite Netz für die kostenlose Beschaffung von Songs und Filmen missbrauchen, suchen Gesetzgeber in aller Welt nach Werkzeugen, den schwunghaften Austausch zu unterbinden.

Nationalsport der virtuellen Art

Spanien galt lange Zeit als Paradies der Internet-Piraterie. Das Kopieren und Herunterladen urheberrechtlich geschützter Werke, allen voran Musiktitel und Filme, gilt als Kavaliersdelikt, es ist eine Art Nationalsport der virtuellen Art. Das britische Magazin "The Economist" vergleicht die Praktiken mit den Beutezügen von Seeräubern: wie die "Piraten in der Karibik" seien auch die Internet-User in Spanien nicht bereit, für Musik oder Videos einen Cent zu bezahlen.

Umfragen zufolge sucht rund die Hälfte von ihnen mindestens einmal pro Monat den weltweiten Marktplatz für Downloads auf, um sich ein Musikstück, ein ganzes Album oder einen Kinofilm kostenlos auf die Festplatte herunter zu laden. Sogenannte Verlink-Stationen, die einen Kunden zur passenden Plattform weiterleiten, auf der man auch Kino-Neuerscheinungen in High-Definition-Qualität findet, konnten bisher unbehelligt betrieben werden.

Internet als "Rettung" des Kinos?

Die finanziellen Verluste für Industrie und Künstler sind enorm. Die Umsätze der Plattenfirmen haben sich halbiert, die Kinobetreiber sprechen von einem stetigen Umsatzrückgang. Dennoch bricht der Filmregisseur Alex de la Iglesia eine Lanze für das Internet:

"Internet bietet eine Plattform für den Austausch von Information, Unterhaltung und Kultur, die von Hunderten Millionen Menschen benutzt wird. Das Publikum, das wir verloren haben, geht nicht ins Kino, weil es vor dem Computerschirm sitzt. Ich will klar sagen, dass wir keine Angst vor dem Internet haben, weil es die Rettung unseres Kinos sein könnte."

Die "Großen" werden zur Verwantwortung gezogen

Nicht alle Filmschaffenden sind dieser Meinung. Von WikiLeaks veröffentlichte Dokumente weisen auf Interventionen der US-Botschaft in Madrid hin, die im Namen von US-Konzernen aus der Unterhaltungsbranche Druck auf die spanische Regierung gemacht hätte, um die massenhaften Downloads abzustellen.

Das neue, eben verabschiedete Gesetz regelt nach einer Anzeige das Einschreiten der Behörden: Auf richterlichen Befehl werden Verstöße gegen das Urheberrecht mit der Schließung von Websites und Geldstrafen geahndet werden können. Private Nutzer, die sich Musik und Filme gratis im Netz angeln, werden ungeschoren bleiben. Nur die großen "Piraten", die erwerbsmäßig mit geraubten Kopien handeln, werden in Spanien in Zukunft auch verfolgt werden.

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