Ausstellung in Mailand

Arcimboldo zwischen Leonardo und Caravaggio

Wer kennt sie nicht, die grotesken Darstellungen Arcimboldos: Gesichter, die aus Früchten, Pflanzen oder Ähnlichem bestehen? Der eigenwillige Künstler hat 25 Jahre am Hof der Habsburger gewirkt. Doch Arcimboldo stammte aus Mailand. Uns so zeigt dort eine Ausstellung den Künstler in all seinen Facetten.

Kulturjournal, 22.02.2011

Unser Rundgang durch die Mailänder Arcimboldo-Ausstellung mit dem Organisator Nicolò Sponzilli, beginnt bereits vor dem Palazzo Reale, denn hier befindet sich eine vier Meter hohe Skulptur - gleichsam eine zeitgenössische Einstimmung, entstanden 2010, auf den großen lombardischen Künstler.

"Diese Skulptur stammt vom amerikanischen Künstler Phillip Haas", erklärt Sponzilli. "Er wollte eine Hommage an Arcimboldo realisieren. Und hat daher eines seiner berühmtesten Werke, den Winter, in dreidimensionaler Form gestaltet."

Hofmaler der Habsburger

Giuseppe Arcimboldo, geboren 1526, tritt künstlerisch erstmals als Zeichner und Glasmaler in Erscheinung. Zuerst entwarf er Muster für die Fenster des Mailänder Doms. Etwas später gestaltete er das Wappen für Philipp von Habsburg. Mit 36 Jahren wurde Arcimboldo an den Kaiserhof der Habsburger gerufen und kurz darauf zum kaiserlichen Hofmaler ernannt. Das brachte ihm bereits zu Lebezeiten internationalen Ruhm ein.

Doch sein Stern, so Nicolò Sponzilli, begann nach seinem Tod 1593 bald zu sinken: "Bereits bald darauf wurde er eigentlich fast vollkommen vergessen. Wirklich wiederentdeckt wurde er erst im 20. Jahrhundert, denn da interessierte sich die künstlerische Avantgarde für ihn - in erster Linie die Surrealisten. Das ging so weit, dass die wichtigsten Vertreter des Surrealismus ihn als ihren Vorläufer betrachteten."

Leonardo da Vinci verbunden

Wer war also Arcimboldo. Und vor allem: Wo liegen seine Ursprünge? Mit dieser Suche nach den Wurzeln beginnt die Ausstellung, die ein umfassendes Bild eines Künstler geben will, der sich heute in der Werbung und in der Internet-Kultur großer Beliebtheit erfreut. "In diesem Saal sehen wir etliche Werke aus Mailänder Werkstätten", erklärt Sponzilli. "Bleikristalle, Kameen und diese schönen Rüstungen, hier hinter mir. All diese Exponate hier wurden für den Kaiserhof der Habsburger angefertigt."

Mailand war im 15. und 16. Jahrhundert eine Hochburg exzellenter Manufakturen. Besonders berühmt war die lombardische Metropole für ihre Rüstungsmacher und ihre Textilerzeuger. Beide Berufsgruppen lieferten ihre Produkte mit großem Erfolg auch nach Wien und Prag. Arcimboldo - so zeigt die Ausstellung auf - schöpfte tief aus dem Erfahrungsschatz seiner Umgebung. Und er war vor allem einem sehr verbunden: dem Genie schlechthin, Leonardo da Vinci.

"Leonardo hat in der Kunst der Lombardei eine Tradition begründet, die sich mit der Natur befasste und gleichzeitig großen Wert auf das Groteske in der Kunst sowie die Studien der menschlichen Physiognomie legte", sagt Sponzilli. "Etwas, was dann in den berühmten Köpfen Arcimboldos mündete. Auf der anderen Seite war Leonardo - wie später Arcimboldo auch - der Regisseur der Feste am Mailänder Hof der Sforza."

Arrangeur und Regisseur

Arcimboldos Ruf rührte also nicht nur von seiner Tätigkeit als Maler der Habsburger her. Arcimboldo wurde auch bekannt als der große Animator kaiserlicher Feste und großer Turniere. Arrangeur und Regisseur, Erfinder und Handwerker - Arcimboldo, der Garant für Außergewöhnliches.

"Hier stehen wir genau vor einigen Zeichnungen, die er für den Hof der Habsburger in Wien gemacht hat", so Sponzilli. "Für diese Feste erfand er zum Beispiel Wägen mit allegorischen Darstellungen, er entwarf Kleider und was man sonst noch alles brauchte, um diese Feste prunkvoll zu gestalten. Ob das jetzt Hochzeiten waren oder die Ankunft des Kaisers in einer Stadt, oder was auch immer."

Für die Ausstellung im Palazzo Reale wurden Leihgaben aus den USA und ganz Europa - allen voran aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien - zusammengestellt. So fehlen Arcimboldos Jahreszeiten genau so wenig wie sein berühmtes Selbstbildnis aus dem Jahr 1587, jenem Jahr, in dem er vom Kaiser geadelt zurück nach Italien ging. Dieses Porträt, das auf den ersten Blick fast konventionell wirkt, ist in Wahrheit ein aus gezeichneten Papierblättern zusammengesetztes Dreiviertel-Profil. Eines der letzten Werke in dieser umfassenden Ausstellung ist Arcimboldos Gemälde "Umkehrbarer Kopf mit Fruchtkorb", jenes Werk, das später Caravaggio zu seinem berühmten Meisterwerk inspiriert hat.

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Mailand - Palazzo Reale