Schlechte Bezahlung und schwierige Arbeitsbedingungen

Mangel an Pflegepersonal

Würde der Markt so funktionieren, wie immer behauptet wird, dann müssten die Gehälter für Pflegepersonal eigentlich steigen. Denn Pflegekräfte werden gesucht: Laut Arbeitsmarktservice fehlen 7.000 Mitarbeiterinnen. Pflegeorganisationen sagen, sie finden nur schwer gutes Personal. Ein Grund dafür ist die schlechte Bezahlung.

Mittagsjournal, 25.02.2011

"Großer Bedarf an Pflegekräften"

Pflegeberufe sind sinnvoll und wichtig. Dieser Meinung sind die meisten Österreicherinnen und Österreicher, wenn sie für diverse Studien danach gefragt werden. Und sie sagen auch, dass sie selbst wenig Interesse daran haben, einen Pflegeberuf auszuüben, weil diese Tätigkeiten als sehr anstrengend und nicht üppig bezahlt gelten. Ein Problem bestehe darin, dass die meisten Pflegekräfte für Krankenhäuser ausgebildet werden und nicht für die Pflege zuhause, sagt Alexander Bodmann von der Caritas Wien. Speziell im Langzeit-Pflegebereich und im Bereich der mobilen Hauskrankenpflege herrsche ein großer Bedarf an Pflegekräften, so Bodmann.

Ausbildung als Problem

Allein in Wien sucht die Caritas 72 Pflegekräfte im mobilen Bereich, österreichweit fehlen einige hundert. Auch die Volkshilfe hat viele offene Stellen, sagt Geschäftsführer Erich Fenninger, der ein großes Problem ebenfalls in der Ausbildung sieht. Um Jugendliche und junge Menschen zu begeistern, brauche man über das Regelschulwesen hinaus ein durchlässiges System, ist Fenninger überzeugt. Außerdem werden zu wenige Pflegekräfte ausgebildet, sagt Alexander Bodmann von der Caritas. Und es müsse in Zukunft mehr Augenmerk auf mobile Pflege gelegt werden. Mit dem AMS oder dem WAFF in Wien gebe es gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit, beispielsweise in der Aufschulung von Heimhilfen zu Pflegehelferinnen oder Krankenschwestern. Um den zukünftigen Bedarf auch decken zu können, müssten diese Maßnahmen aber noch weiter ausgebaut werden, so Bodmann.

Verbesserte Arbeitsbedingungen

Auch die Arbeitsbedingungen müssten sich verbessern, sagt Bodmann. Der Pflegeberuf sei anstrengend, Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten ein Recht auf mehr Fortbildung und Supervision. Und auch die Bezahlung müsse besser werden, fordert Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger. "Es ist nicht einsehbar, dass sich der Sozialbereich zu wenig durchgesetzt hat." Die Zahlen sind jedenfalls deutlich: Personalmangel ist ein europäisches Problem. Laut Schätzungen fehlen in den nächsten zehn Jahren in ganz Europa 600.000 Pflegekräfte.