Mitarbeiter wehren sich
Sozial Global: Lohnkürzungen wirbeln Staub auf
Die Wiener Pflege-Firma Sozial Global - gegründet von einem Verein der SPÖ-Frauen - will mehr als 400 Mitarbeitern die Löhne kürzen. Die Betroffenen finden es skandalös, dass sie von der Führung als Privilegienritter hingestellt werden, nur weil ihre bisherigen Löhne etwas über dem Kollektivvertrag lagen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 24.02.2011
"Sind erschüttert"
Weniger Geld oder keinen Job mehr. Vor dieser Wahl stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sozial Global. Die Ankündigung hat sie diese Woche kalt erwischt, sagt eine Mitarbeiterin: "Viele von uns sind alleinerziehend und das geht nicht. Wir sind wirklich erschüttert."
Einheitliches Gehaltsschema
Wer schon jahrelang bei Sozial Global arbeitet, ist zu teuer, so das Argument der Geschäftsführung. Es soll ein einheitliches Gehaltsschema her. Die Betroffenen wissen nicht, wie sie sich das leisten sollen, sagt ein Mitarbeiter: "Das würde so um 25 bis 30 Prozent Verlust bedeuten und unser Einkommen ist netto 1.300. Das würde dann schon 200 Euro oder mehr ausmachen."
"Nicht unsozial"
Das sei nicht unsozial, sagen Bürgermeister Häupl (SPÖ) und Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) - denn bei Sozial Global werde jetzt nur das eingeführt, was bei allen anderen Pflegeorganisationen, wie zum Beispiel der Volkshilfe, schon gelte. Dem widerspricht neuerlich die Gewerkschaft VIDA: Bei allen anderen Pflegefirmen in Wien hätten langjährige Mitarbeiter keine Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Obwohl auch dort vor Jahren der neue Kollektiv-Vertrag eingeführt wurde.
Druck gestiegen
Dass gerade der von SPÖ-Frauen gegründete Verein nun die Löhne kürzt, das sei schlicht enttäuschend, sagen die Mitarbeiter: "Wir sind ein roter Verein und gerade die SPÖ-Frauen, die immer in der Öffentlichkeit für die Frauen sprechen, lassen das zu. Die Menschen so zu behandeln ist ein Wahnsinn." Der Beruf, alte, kranke und behinderte Menschen zu pflegen, sei sehr schwierig, und der Druck sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, berichten die beiden Mitarbeiter.