Sicherheitsrat berät über Libyen

Aufstand erreicht Tripolis

In Libyen wankt Diktator Muammar Al-Gaddafi, aber er stachelt sein Söldnerheer zu neuen Bluttaten an. Die Opposition trägt nach den Freitagsgebeten die Fahnen des Umsturzes in die Hauptstadt Tripolis.

Abendjournal, 25.02.2011

Massendemonstranten im ganzen Land

Der Aufstand hat nun endgültig die libysche Hauptstadt Tripolis erreicht. Aus mehreren Teilen der Stadt werden in den letzten Stunden schwere Zusammenstöße gemeldet. Gaddaffitreue Milizionäre in Zivilkleidung haben angeblich mit automatischen Waffen auf Demonstranten geschossen. In ganz Libyen haben heute Massendemonstrationen stattgefunden. Vor allem im Osten des Landes feierten die Menschen den Sieg über das Regime. Tripolis ist unsere Hauptstadt, stand auf Transparenten zu lesen.

Gaddafi verliert immer mehr Städte

Alles scheint auf ein letztes Gefecht in der rund 6 Millionen Einwohner zählenden Stadt Tripolis hinauszulaufen. Denn Machthaber Muammar Gaddafi verliert immer mehr Städte auch im Westen des Landes. So auch Asawiya. Die nur 50 km westlich von Tripolis gelegene Stadt war bis vor kurzem noch heftig umkämpft, jetzt melden die Demonstranten den Sieg. Auch die Reihen der Gaddafi-Mitstreiter werden immer dünner, doch seine Söhne schwören, die Familie werde das Land nicht verlassen: "In Libyen zu leben und sterben, das sei die einzige Alternative für Gaddafi und seine Familie", sagt Gaddafis Sohn Saif al-Islam in einem CNN-Interview.

Sitzung des UNO-Sicherheitsrat

Die internationale Gemeinschaft macht jetzt offen mobil gegen Gaddafi. Das brutale Vorgehen des Diktators gegen die Demonstranten ruft die NATO, die EU und die UNO auf den Plan. Noch heute wird beraten, mit welchen Methoden gegen Gaddafi vorgegangen werden könnte - bis hin zur militärischen Intervention. Letztlich warten aber alle auf die heutige Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates.

Beschluss für Militäraktionen notwendig

Alle blicken nach New York. Dort wird heute Abend unserer Zeit der Sicherheitsrat der UNO zu einer Sondersitzung zusammentreten und über die Situation in Libyen beraten. Vor allem für militärische Aktionen bis hin zu einer Flugverbotszone braucht man einen Beschluss des Sicherheitsrates, wie auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen vor einer NATO-Sondersitzung heute erklärte: "Eine so weitreichende Maßnahme braucht internationale Legitimität, insbesondere ein Mandat der UNO."

Druck auf Libyen wird erhöht

Auch die außenpolitische Beauftragte der EU, Catherine Ashton äußerte sich vor einer Sitzung der EU-Außenminister ähnlich. "Derzeit gibt es keine Diskussion über ein militärisches Eingreifen." Der Druck auf Libyen wird aber verstärkt. Die EU will nächste Woche Einreiseverbote für die Gaddafi-Familie, Kontosperren und ein Waffenembargo beschließen. Im Menschenrechtsrat der UNO wird derzeit über einen Ausschluss Libyens diskutiert.

Abendjournal, 25.02.2011