"Drei Schwestern" in der Josefstadt

Tschechows Monster

Am Mittwoch, 2. März 2011 hat Anton Tschechows Theaterklassiker "Drei Schwestern" im Theater in der Josefstadt in Wien Premiere. Unter der Regie von Torsten Fischer ist das Stück in einer nicht einmal zweistündigen Version zu sehen.

Der russische Dichter Anton Tschechow galt als Erfinder des modernen Theaters und gnadenloser Gesellschaftsanalytiker. In seinem berühmten Drama "Drei Schwestern" beschreibt er die Zerfallszustände des zaristischen Russland, einer Gesellschaft, die von zerstörten Illusionen und Sinnleere geprägt ist.

Kultur aktuell, 01.03.2011

Sehnsucht nach einem anderen Ort

In einer Garnisonsstadt in der russischen Provinz leben Olga, Mascha und Irina, die wohl berühmtesten "drei Schwestern" der Weltliteratur. Ihr Vater, der hierher versetzt wurde, ist vor einem Jahr gestorben, seitdem hat das Leben der drei jungen Frauen seinen Sinn verloren.

Silvia Meisterle, Sandra Cervik und Sona MacDonald sind in den Hauptrollen zu sehen. Die höchst unterschiedlichen drei Schwestern haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen der provinziellen Spießergesellschaft entfliehen. Voller Sehnsucht nach einem anderen Ort und einer anderen Zeit sind sie unfähig, im Hier und Jetzt zu leben.

Das Scheitern in die Wiege gelegt

"Wenn man ganz ehrlich ist, sind nur Monster auf der Bühne", so Regisseur Torsten Fischer. "Leute, die von Anfang an scheitern, das Scheitern liegt schon in der Erziehung, eigentlich von Geburt an. Tschechow ist ein ganz böser, zynischer Arzt, der genau erkennt, woran Menschen zugrunde gehen und schildert das gnadenlos, ohne einen Augenblick Hoffnung. Ja, man muss selber aufpassen - das kennt jeder Mensch, dass man seinen Weg findet, dass man den Sinn erkennt. Wer das nicht tut, der geht gnadenlos unter wie diese Gesellschaft hier - jeder übrigens."

Karrierepläne platzen, romantische Liebesbeziehungen scheitern - am Ende bleibt in Anton Tschechows zynischem Drama "Drei Schwestern" nichts als Resignation. In knapp zwei Stunden - im Vergleich zu anderen Inszenierungen also einigermaßen flott - erzählt Fischer die Geschichte dieser gescheiterten Existenzen - und das, obwohl sich die Handlung über mehrere Jahre erstreckt.

Kein Schmachtfetzen

Er habe versucht, sich nach Tschechows Vorgaben zum Stück zu halten, die in einigen Briefen überliefert seien, so Regisseur Fischer: "Einer der Sätze, die Tschechow sagt: Es gibt keine Zeit in dem Stück. Die Zeit, die behandelt wird, sind fünf Jahre. Aber er wollte es so aufgeführt wissen, dass das so lange dauert wie die Aufführung dauert. Und er wollte auch eine böse Komödie und kein atmosphärisches Schmachtfetzenstück. Das wird bei uns auch oft falsch aufgeführt, indem man mit Fernweh ins Weite schaut und sich der Trauer hingibt. Darum geht es aber gar nicht. Es geht um Prinzip darum, für die Leute ein Spiegel zu sein und zu zeigen, wie man falsch lebt."

Ob die geraffte Inszenierung auch das Publikum überzeugt, wird sich nach der Premiere im Theater in der Josefstadt zeigen.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Anton Tschechow, "Drei Schwestern", ab 2. März 2011, Theater in der Josefstadt,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent an der Abendkasse).

Theater in der Josefstadt