Ex-Hypo-Chef wegen Untreue vor Gericht

Prozess um Kulterer beginnt

Am Landesgericht Klagenfurt beginnt der erste Strafprozess in der Hypo-Alpe-Adria-Affäre. Angeklagt sind Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer, sein Nachfolger Gert Xander und der ehemalige Hypo-Prokurist Albin Ruhdorfer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Untreue vor. Es droht eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft. Kulterer will sich unschuldig bekennen.

Morgenjournal, 01.03.2011

Medien-Prozess

Beim Landesgericht in Klagenfurt hat man sich auf einen Wirtschaftsprozess der Superlative vorbereitet. Gerichtssprecher Christian Liebhauser-Karl rechnet mit großem Medieninteresse aus dem In- und Ausland: "Einerseits von Kroatien, andererseits von Deutschland. Wir haben eigene Parkplätze reserviert, da es Übertragungswägen geben soll." Auch die Liste der 20 Zeugen gestaltet sich länderübergreifend, sagt Liebhauser-Karl. Im Zuge des Prozesses wird es auch Video-Konferenzen geben, beispielsweise mit dem Landgericht München, wo ebenfalls Zeugen vernommen werden. "Das wird hier in den Gerichtssaal übertragen und spart wesentlich Kosten und den Zeugen, hier anreisen zu müssen", so Liebhauser-Karl.

Vorwurf der Untreue

Laut Anklage ist etwa der ehemalige Chef der Bayrischen Landesbank Werner Schmid als Zeuge geladen. Auch der angeklagte Ex-Hypo-Bankchef Wolfgang Kulterer hat sich in den letzten Wochen akribisch auf den Prozess vorbereitet. Er will sich nicht schuldig bekennen, sagt sein Anwalt Ferdinand Lanker. Die Staatsanwaltschaft wirft Kulterer vor allem Untreue bei zwei Kreditfällen vor, und zwar bei den Kreditvergaben an die marode Fluglinie Styrian Spirit und den bankrotten Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler. Für Anwalt Lanker ist schon dieser Vorwurf unhaltbar: "Zunächst einmal ist festzustellen, dass Dr. Kulterer keine Kredite vergeben hat. Er war Aufsichtsrat und als solcher gar nicht befugt, in die Geschäftsführung der Vorstände einzugreifen. Die Kreditvergabe erfolgte dort."

Fragwürdige Kreditvergabe

Die Staatsanwaltschaft sieht das aber anders. Kulterer habe sehr wohl Einfluss auf die Kreditvergabe ausgeübt hat. Das will die Anklage mittels Zeugen aus der Bank und Aktennotizen nachweisen. Der Zwei-Millionen-Euro-Kredit an Styrian Spirit wurde von Kulterer auf vehementes Drängen des damaligen Landeshauptmannes Jörg Haider vergeben. Und zwar in Kenntnis der schlechten wirtschaftlichen Lage der Fluglinie und im Wissen, dass die Millionen voraussichtlich nicht zurück gezahlt werden können, heißt es in der Anklageschrift. Außerdem sei klar gewesen, dass es keinerlei Haftung, etwa des Landes, für die Rückzahlung des Kredites geben wird, so die Staatsanwaltschaft.

Konter der Verteidigung

Auch im Fall des 150.000-Euro-Kredites an den Detektiv Guggenbichler, der auf Drängen Haiders vergeben wurde, sieht Lanker im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft keine Untreue, weil Guggenbichler gut dotierte Aufträge der Hypo Bank an seine Detektei vorweisen konnte, sagt Lanker. "Der Umstand, dass er Geld verdient, war ja die Grundlage dafür, dass der Kredit überhaupt vergeben worden ist. Und Tatsache war aber, dass er weitaus mehr verdient hat, sodass er den Kredit jederzeit rückführen hätte können." Dass Guggenbichler den Kredit nicht zurückzahlen würde, sei nicht absehbar gewesen, so Lanker. Auch hier wird die Staatsanwaltschaft mit Bankzeugen kontern. Diese sagen, dass unter normalen Umständen, also ohne Kulterers Druck zur Kreditvergabe, Guggenbichler niemals einen Kredit bekommen hätte.

Die Entscheidung über Schuld oder Unschuld Kulterers liegt nun bei Richter und Schöffen.