Sequentielle Kunst

Comic-Festival in Linz

Dass die Kunstform Comic alles andere als ein Medium für zurückgebliebene Jugendliche und doofe Erwachsene ist, wie Kritiker angeblich behaupten, will man in Linz in der dritten Ausgabe des NextComic-Festivals demonstrieren.

Bis zum 11. März 2011 zeigen Comic-Künstler aus 12 Ländern an insgesamt 20 Schauplätzen in Linz und auch in Wels und Gmunden die große Vielfalt der sequentiellen Kunst an den Schnittstellen zu Literatur, Bildender Kunst und Film.

Mittagsjournal, 03.03.2011

Vom graphischen Roman über das Warschauer Ghetto bis zur Wiedergeburt des Lucky Luke. Vom Märchen in Comicform bis zur 14 Milliarden Jahre alten Evolutionsgeschichte auf 360 Seiten: Das Linzer NextComicFestival präsentiert unter Auslassung des Pornografischen die bunte Welt der Comic-Diversität, eine Vielfalt der Inhalte und der Stile.

Als Schirmherr, Maskottchen und Lockvogel fungiert einer der besten der österreichischen Karikaturistenszene, Gerhard Haderer, der in Linz lebt und arbeitet und mit seinem Schundheftl "Moff" auch sein Faible für die sequentielle Kunst beweist.

Lockvogel Haderer

"Schirmherr kommt mir zu groß vor, aber so etwas wie Lockvogel würde ich für mich in Anspruch nehmen. Es ist eine Szene, die mir sehr am Herzen liegt. Da gibt es erstaunliche Arbeiten. Comic insgesamt ist ein schönes Verbindungsglied zwischen Literatur und der Bildenden Kunst", so Haderer.

"Haderer bis der Arzt kommt" - so der Titel der mit 30 Originalarbeiten etwas knapp gehaltenen Leitausstellung zu Nextcomic im Kunstmuseum Lentos, das in diesem Jahr erstmals der Bedeutung des Comics als Kunstform immerhin mit einem Raum gerecht zu werden versucht.

Hochbegabte Maler und Zeichner

Die Akzeptanz der Kunstform Comic ist in Österreich noch keine Selbstverständlichkeit: "Es sind hochbegabte und talentierte Maler und Zeichner. Und es sind begabte Literaten, die sich mittlerweile diesem Genre verschrieben haben. Was jetzt an Ergebnissen vorliegt, ist höchst erstaunlich und hat natürlich den Anspruch, Kunst zu sein. Aber es ist immer noch ein bissl in der Schmuddel-Ecke in Österreich. Deshalb: Spots an, bitte heraus aus dieser Ecke und eine breitere Öffentlichkeit dafür", fordert Haderer.

Galerien, Ausstellungshäuser, Kulturvereine, Buchhandlungen, Banken und Einkaufszentren sind die Austragungsorte für Österreichs einziges Comicfestival, das von sich behauptet, eines der wichtigsten Festivals im deutschsprachigen Raum zu sein.

Gutes Pflaster für Comicfestival

Linz sei ein gutes Pflaster für ein solches Vorhaben, meint Gottfried Gusenbauer, der Organisator des Festivals und selber Comiczeichner: "Comicfestivals haben sich immer gut in kleineren Städten etabliert. Nicht in Paris, sondern in Angoulême, nicht in Rom, sondern in Lucca, nicht in Zürich, sondern in Luzern sind die wichtigsten Festivals mit über 50.000 Besuchern. Wir haben in Linz noch ein großes Wachtumspotential."

Zur dritten Ausgabe kommen einige Stars der Szene, etwa Achdé, der Nachfolger des Lucky Luke-Zeichners Morris. Außerdem bei Next Comic: Lucia Lomova aus Prag, die soeben einen graphischen Roman über einen Wilden in Prag vollendet hat; Arne Bellstorf, der im Medien Kultur Haus der Stadt Wels die Originale seines gezeichneten Liebesromans zeigt, der Geschichte von Astrid Kirchherr und Stuart Sutcliff und Jens Harder, der im Gmunden in der Kammerhofgalerie die Entstehung des Planeten Erde in detailreichen Bildern umgesetzt hat.

Textfassung: Rainer Elstner

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