Luftwaffe im Einsatz

Gaddafi will das Land zurückerobern

Der libysche Machthaber Muammar Gaddafi schlägt zurück. Seine Einheiten sind offenbar entschlossen, das Land zurückzuerobern. Tausende freiwillige Kämpfer versuchen die befreiten Städte des Ostens zu verteidigen. Gaddafi scheut sich nicht, die Luftwaffe gegen die Aufständischen einzusetzen.

Mittagsjournal, 03.03.2011

Luftangriffe gegen Aufständische

Luftangriffe werden heute wieder aus den Städten Ajdabiya und Brega gemeldet. In der ölreichen Stadt Brega haben gaddafitreue Einheiten angeblich den Flughafen bombardiert. "Gib auf Muammar Gaddafi! Stopp, das Spiel ist vorbei", ruft ein Gaddafigegner in Brega. Doch der Ruf der entschlossenen Freiwilligen wirkt zunehmend verzweifelt, seit Machthaber Gaddafi mit seinen Einheiten zurückschlägt.

Mussa: "Bewaffnete Rebellion"

Zahlreiche befreite Städte des Ostens melden, dass Wagenkarawanen mit ausländischen Söldnern vor den Städten auffahren. Gaddafi ist offenbar entschlossen das Land mit allen Mitteln zurückzuerobern. Regierungssprecher Ibrahim Mussa rechtfertigt die Offensive heute in einem CNN-Interview: "Das ist eine bewaffnete Rebellion, die Leute greifen Polizeistationen an, stehlen sich die Waffen und greifen Städte und Zivilisten an."

Gaddafi sieht sich nicht am Ende

In Libyens Hauptstadt Tripolis lädt das Gaddafi-Regime indessen internationale Journalisten zu einem Flug über die Hauptstadt. Tripolis ist ruhig und unter Regierungskontrolle, so die Botschaft. Gaddafis Sohn Saif al-Islam gibt zu verstehen, dass Gaddafi keineswegs am Ende ist: "Wenn sie zwei Feuer in einem Gebäude haben, heißt das gleich, dass das gesamte Gebäude zusammenstürzt?"

2 niederländische Soldaten in Gaddafis Gewalt

Und noch ein weiteres Ass im Ärmel des libyschen Machthabers wurde heute präsentiert: Drei niederländische Soldaten sind in Gefangenschaft Gaddafis geraten, als sie vergangenen Sonntag zwei Europäer via Hubschrauber aus Libyen evakuieren wollten. Die Luftangriffe auf befreite Städte und die wachsenden Opferzahlen des blutigen Konflikts in Libyen stellen die internationale Gemeinschaft vor die schwierige Frage, welche weiteren Schritte gesetzt werden können.

Flugverbotszone wird überlegt

Während Venezuelas Präsident Hugo Chavez, ein guter Freund Gaddafis, in Libyen vermitteln will, überlegt die Arabische Liga die Verhängung einer Flugverbotszone über Libyen. Doch wie heikel der Einsatz dieses Instrumentes ist, daran erinnert US-Verteidigungsminister Robert Gates: "Eine Flugverbotszone beginnt mit einem Angriff auf Libyen, um ihre Luftabwehr lahmzulegen. Erst dann kann man über dem Land fliegen, ohne abgeschossen zu werden. Man würde dazu mehr Flugzeuge brauchen als auf einen Flugzeugträger passen, also eine richtig große Operation in einem großen Land", so Gates.

Kämpfe um Bengasi

In Bengasi wünscht man sich Luftangriffe der internationalen Gemeinschaft auf die Einheiten von Gaddafi - und zwar noch heute, weil die Menschen jetzt sterben, berichtet ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary von einem Gespräch mit dem Sprecher des Militärrats in Bengasi. Die Aufständischen werden derzeit von der Luftwaffe Gaddafis bombadiert.

Mittagsjournal, 03.03.2011

Karim El-Gawhary im Gespräch mit Andrea Maiwald