Ministerin: "Kommt nicht in Frage"
Lehrer wollen weniger unterrichten
Lehrer sollen eine Stunde weniger in der Klasse stehen als bisher - das verlangt jetzt ein wichtiger Lehrergewerkschafter, nämlich der oberste Vertreter der Lehrer an berufsbildenden Schulen, Jürgen Rainer. Beim Dienstgeber, dem Bund, beißt Rainer mit seiner Forderung auf Granit.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.03.2011
Taktik vor Verhandlungsrunde?
Die Lehrer-Dienstrechtsverhandlungen werden in den nächsten Wochen beginnen, und die Lehrergewerkschaft, Abteilung berufsbildende mittlere und Hohere Schulen, schreibt der Unterrichtsministerin jetzt schon ins Klassenbuch: Eine Erhöhung der Unterrichtsstundenanzahl komt auf keinen Fall in Frage, ganz im Gegenteil, eine Senkung muss es sein.
"Das ist Verhandlungssache"
Rainers Argument: Der zeitliche Aufwand für Vor- und Nachbereitung von Unterrichtsstunden sei stark gestiegen, sodass man insgesamt jetzt weniger Unterrichtsstunden leisten kann als bisher. Früher habe man davon ausgehen können, dass eine Unterrichtsstunde auch eine Stunde für Vor- und Nachbereitung nach sich zieht. Jetzt sei dieses Verhältnis auf 1:1,2 gestiegen. Rainer: "Das ist eine Verhandlungssache. Wenn die Bundesregierung meint, hier eine Kostenneutralität als Ausgangssituation vorzuschreiben, dann ist es legitim, dass wir die Veränderung der Belastung der Arbeitszeit ebenfalls auf den Tisch legen und das zum Gegenstand der Verhandlungen machen."
"Kommt nicht in Frage"
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wollte diesen Vorschlag Rainers, lanciert in der Tageszeitung "Die Presse", angesichts anstehender Verhandlungen am Montagvormittag nicht öffentlich kommentieren. Einen Kommentar gibt es hingegen von der Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): "Das halte ich in Zeiten wie diesen für etwas provokant." Das sei keine Vorbildwirkung für andere Gruppen im öffentlichen Dienst, und "kommt überhaupt nicht in Frage für mich", so Heinisch-Hosek.
Dienstrechtsreform abgesagt
Denn eine Verkürzung der Unterrichtsverpflichtung kostet Geld. Und weil genau das im Budget offenbar fehlt, hat ja die Beamtenministerin erst am Wochenende die lange angekündigte Dienstrechtsänderung für alle Beamten endgültig abgesagt. Für die Zentrale der Beamtengewerkschaft ein "Armutszeugnis", weil diese Reform im Regierungsübereinkommen vorgesehen sei. Heinisch-Hosek meint dazu nach "genauer Durchsicht" des Übereinkommen: "Es steht drinnen, dass wir uns bemühen sollen, eine Dienstrechtsreform anzugehen, die Bund, Länder und Gemeinden umfasst. Es steht nichts von höheren Einstiegsgehältern drinnen, wiewohl ich das aber will. Glauben Sie mir das."