Pflichtschullehrer unterrichten "fremde" Fächer

Lehrermangel: Geografie- als Mathe-Lehrer

Immer öfter kommt es an Österreichs Hauptschulen dazu, dass Lehrerinnen und Lehrer Gegenstände unterrichten, für die sie nicht geprüft sind. Das liegt einerseits am akuten Lehrermangel, hat aber auch noch andere Ursachen.

Mittagsjournal, 15.02.2011

Verpflichtende Fortbildung

Speziell im flächengrößten Bundesland Niederösterreich kommt es immer öfter dazu, dass Lehrerinnen und Lehrer auch fremde Gegenstände übernehmen, sagt der dort amtierende Landesschulratspräsident Hermann Helm: "Im Pflichtschulbereich können auch Lehrer verwendet werden, die nicht das entsprechende Lehramt dafür haben." Dieser Umstand werde jedoch durch verpflichtende Fortbildung wettgemacht. Prinzipiell müssen Lehrerinnen und Lehrer an Hauptschulen mehr oder weniger alle Fächer unterrichten können. De facto studieren sie an den Pädagogischen Hochschulen aber bestimmte Hauptfächer, für die sie dann geprüft sind.

"Alle unterrichten alles"

Vor allem in Dorfschulen am Land mache sich der Lehrermangel bemerkbar, sagt Helm. Dort komme es schon einmal vor, dass alle alles unterrichten. Aber es liege auch an der Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen. Durch die Reduktion des Studienumfanges von drei auf zwei Fächer sei insbesondere an kleinen Schulstandorten eine Verschärfung eingetreten. Wirklich dramatisch sei die Situation allerdings nicht, so Helm.

Entwarnung aus den Bundesländern

Auch aus anderen Bundesländern kommt Entwarnung: In Wien etwa unterrichten an Hauptschulen derzeit 98 Lehrerinnen und Lehrer, die noch nicht fertig ausgebildet sind. Es sind Lehramtsstudierende, denen oft nur mehr die Abschlussprüfung fehlt. Auch in Bundesländern mit großen ländlichen Regionen - wie der Steiermark und Oberösterreich - gibt es ähnliche Phänomene, die dort aber nicht als Problem gelten.

Zu wenig "sonderpädagogischer Nachwuchs"

Probleme macht allenfalls der sonderpädagogische Nachwuchs, also Lehrer für Sonderbedarf und Integration. In diesem Bereich komme aus den Pädagogischen Hochschulen zu wenig nach, beklagt Hermann Helm: "Hier müssen wir Leute einsetzen, die sich befähigt fühlen, jedoch nicht das entsprechende Lehramt haben." Durch Weiterbildungsseminare würden diese Leute umgeschult. Anders als früher nehmen nämlich immer mehr Eltern etwaigen sonderpädagogischen Bedarf für ihre Kinder wahr, sagt man dazu im Wiener Stadtschulrat.

Höhere Schulen: Nichtpädagogen mit Sonderverträgen

In den Höheren Schulen darf ohnehin nur der unterrichten, der sein Fach auch studiert hat. Darunter sind auch vereinzelt Nichtpädagogen mit Sonderverträgen (in der Bundeshauptstadt derzeit an die 60 Personen). Meistens sind das Wissenschaftler an Höheren Technischen Lehranstalten oder Profis aus der Wirtschaft an Handelsakademien.