MiA - der Migrantinnen-Award

Zugewandert - Ausgezeichnet

In Österreich leben über 750.000 Frauen mit Migrationshintergrund. Einige von ihnen werden für ihre herausragenden Leistungen mit dem Migrantinnen-Award "MiA" ausgezeichnet. Dieser Preis wird seit 2008 in verschiedenen Kategorien vergeben - etwa in den Bereichen Humanitäres Engagement, Kultur und Wirtschaft. Drei Beispiele.

Mittagsjournal, 07.03.2011

Astrid Lexer-Petermann und Barbara Gansfuß

Nicht mehr ausgegrenzt

Eva Burtscher ist Geschäftsführerin der Zaunbaufirma Securo. Die gebürtige Slowakin hat das Familienunternehmen nach dem tödlichen Skiunfall ihres Mannes übernommen. Eine Herausforderung mit vielen Hürden - wie die studierte Geisteswissenschaftlerin selbst sagt. Ihr Startkapital: Fleiß, Ehrgeiz und Beharrlichkeit. "Ich habe immer etwas getan, trotz der Hürden im beruflichen Leben habe ich mich damals sehr bemüht, mich selbständig zu machen." Eva Burtscher hat Deutsch gelernt, die Unternehmerakademie besucht und begonnen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten fühlt sie sich als Frau mit Migrationshintergrund heute nicht mehr ausgegrenzt.

Potential von Zuwanderern nutzen

Auch Aleksandra Izdebska,Geschäftsführerin des IT-Unternehmens DI-Tech, hat es gechafft, in einer Männerdomäne Karriere zu machen. Die gebürtige Polin sagt, dass für sie Geschlecht und Herkunft im Berufsleben keine Rolle spielen: "Wir müssen darauf achten, wie wir unser Unternehmen voranbringen. Wenn wir da Freunderlwirtschaft betrieben, dann werden wir diesen Erfolg nicht haben. Daher ist es auch wichtig, Menschen anzustellen, die gewisse Qualifikationen haben und uns auch weiterbringen." Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit plädiert Izdebska dafür, Scheuklappen abzulegen und das Potential von Zuwanderern zu nutzen.

"Wir haben gemeinsame Ziele"

Im Unternehmen von Svetlana Puljarevic ist multikulturelles Denken längst Realität. Die Geschäftsführerin der "Styria Multi Media Ladies", die zugibt, in der Volksschule als "Tschuschen-Kind" beschimpft worden zu sein, ist heute ein Paradebeispiel für gelebte Integration: "Ich habe mir überlegt, warum es bei uns funktioniert. Die Herkunft ist überhaupt kein Thema. Wir haben andere Ziele: Wir wollen geile Magazine machen. Wir haben gemeinsam eine Sprache. Wir schreiben alle in Deutsch. Und wir wollen gemeinsam und erfolgreich, mit Lust, Liebe und Leidenschaft diesem Beruf nachgehen."

Migranten sind mehr als Gäste

In einem Punkt sind sich die drei Karrierefrauen einig. Ihre Kindheit in damals kommunistischen Ländern hat ihren Lebensweg entscheidend geprägt: Berufschancen für Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie waren für sie immer etwas Selbstverständliches. Für die aktuelle politische Diskussion rund um Zuwanderungsquoten und Rot-Weiß-Rot-Card haben sie nur ein Kopfschütteln übrig. Svetlana Puljarevic: "Ich glaube, da ist der Haken: dass man die Migranten als Einheimische anerkennen sollte und nicht nur als Gäste, die man duldet, aber eigentlich nicht ganz will."


Eine der drei wird den MiA-Award Dienstagabend mit nachhause nehmen - stellvertretend für viele andere Frauen mit Migrationshintergrund, die es in Österreich geschafft haben.