Lehrer sollen länger in Schulen bleiben

Amon (ÖVP): "Mehr Zeit für Schüler"

Lehrer sollten mehr Zeit an den Schulen verbringen - mit dieser Forderung nach einer erhöhten Anwesenheitspflicht lässt ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon aufhorchen. Das soll zwar nur für neue Lehrer gelten, aber laut Amon wesentlicher Teil in den Verhandlungen über ein neues Lehrerdienstrecht sein.

Mittagsjournal, 09.03.2011

Amon in Schmieds Fußstapfen?

Vor zwei Jahren hatte sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) mit ihrer Forderung nach einer höheren Unterrichtsverpflichtung für Lehrer die Zähne an der Gewerkschaft ausgebissen. Koalitionspartner ÖVP rührte damals keinen Finger, um Schmied zu Hilfe zu eilen. Schnee von gestern. Jetzt fordert auch der neue ÖVP-Schul-Chefverhandler Werner Amon, dass die Lehrer mehr Zeit an den Schulen verbringen sollen: "Die Unterrichtsverpflichtung sollte gleich bleiben. Aber darüber hinaus sollte es so etwas geben wie eine Zeit, die ein Lehrer, eine Lehrerin für die Schüler, Schülerinnen zur Verfügung stehen muss." Die Frage der Dauer sollte man den Sozialpartnern überlassen, so Amon. "Es muss jedenfalls eine Erhöhung der Arbeitszeit mit den Schülern geben." Das könne von der Betreuung am Nachmittag bis zu speziellen Förderprogrammen reichen.

Nur für Neue

Ein Umdenken, gar ein Hauch von Glasnost und Perestroika? Wenn, dann wohldosiert, denn die Anwesenheitspflicht soll nur für neues Lehrpersonal gelten, für das bestehende hält Amon es für nicht durchsetzbar und zweckdienlich, da will er aber einen freiwilligen Umstieg anbieten. In diesem Sinne lehnt Amon übrigens auch die von Gewerkschafter Rainer angeregte kürzere Arbeitszeit ab. Die Unterrichtsministerin sollte jedenfalls eine höhere Anwesenheitspflicht und überhaupt das ganze neue Dienstrecht mit der Gewerkschaft verhandeln, rät Amon.

Verärgert über "Bremser"-Image

Dass Lehrer demnach jetzt zu wenig arbeiten, will Amon nicht gesagt haben. Die Anforderungen änderten sich. Nicht mehr die Vor- und Nachbereitung (oft außerhalb der Schule) stehen im Mittelpunkt, sondern die Zeit mit den Schülern, sagt Werner Amon, dem ein Image als Bremser anhaftet, was Amon "betrübt": Er wolle das Bildungssystem weiterentwickeln. Aber könne doch nicht nur jener als Reformer gelten, der einzig und allein für die Gemeinsame Schule eintritt, so Amon.

Hauptschulen als Neue Mittelschulen

Bei der Neuen Mittelschule hat sich Bildungssprecher Amon tatsächlich vom Gegner zu einem Fan gewandelt. Diese will er schnell ins Regelschulwerk überführen und bis spätestens 2020 alle Hauptschule in neue Mittelschulen umgewandelt haben.

Schmied gesprächsbereit

Im Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) steht man den Vorschlägen von Werner Amon aufgeschlossen gegenüber. Man will ihn nun bereits in die regierungsinternen Abstimmungen zu einem neuen Lehrerdienstrecht einbinden und dann möglichst zügig mit der Gewerkschaft verhandeln. Allerdings: wie man weiß, geschieht in Bildungsfragen nichts zügig. Skeptisch zu Amon äußerten sich heute die Grünen, die von altbekannten Stehsätzen und ÖVP-Stillstand sprachen.

Abendjournal, 09.03.2011