Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau
Die Thury - mit Gift und Feder
Elisabeth Thury war eine Journalistin, die zu ihrer Zeit jeder in Wien kannte, und die unter anderem die Austria Presseagentur mitbegründet hat. Die Geschichte dieser ungewöhnlichen Frau der österreichischen Zeitgeschichte beschreibt ein neues Buch.
8. April 2017, 21:58
Die Thury: Kaum ein Politiker der sie nicht kannte, kaum eine Regierung, deren Minister sie nicht vollständig in ihrem Telefonbuch verzeichnet hatte.
Elisabeth Thury verkörperte nach dem Zweiten Weltkrieg jenen Typ von Journalistin, der hintergründig Einfluss auf das Zeitgeschehen nimmt. Als Inlands-Redakteurin der Austria Presseagentur hatte sie keinen Vordergrundkomplex, und wurde dennoch wahrgenommen.
Begonnen hatte ihr Leben 1894 indes stürmisch, sagt ihr Biograph Rudolf Preyer: "Geboren als serbische Fürstentochter kam sie relativ bald in den Verdacht Giftmorde begangen zu haben, und zwar an der Gattin des Bruders des Kardinal Piffel. Genau so später an der Gattin eines Verlegers. Dann wurde sie Journalistin für bedeutende Wiener Zeitungen, wie das Wiener allgemeines Blatt und später auch für ausländische Nachrichtenagenturen."
Die Nazis verhafteten 1938 die überzeugte Sozialistin und brachten sie ins Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie als Lagerälteste laut Rudolf Preyer viele Menschenleben rettete.
Nach 1945 begann sie sich als eine der wenigen Frauen im Journalismus durchzusetzen. Legendär ihre in epischer Breite verfassten Agenturmeldungen - eine koffeinsüchtige Nachtarbeiterin, die um Mitternacht zur Hochform auflief.
Als "die Thury" 1973 starb, flocht man ihr zunächst Kränze, schildert Rudolf Preyer: "An ihrem Grab hat der damalige Justizminister Broda gesagt: Wenn einmal die Geschichte Österreichs geschrieben wird, so wird auch verzeichnet sein, dass Elisabeth Thury ganz besonders und bedeutend für Österreich war."
Service
Rudolf Preyer, "Die Thury - mit Gift und Feder", Edition Steinbauer