Insgesamt weniger Nachfrage

Das Geschäft mit dem Bio-Sprit

Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, dass Unternehmen weltweit in den nächsten 25 Jahren bis zu 335 Milliarden Dollar in den Ausbau der Bio-Treibstoff-Industrie investieren werden. Vor allem die großen Mineralölkonzerne wie Shell und BP pumpen Geld in die Entwicklung und Produktion von Bio-Benzin und Bio-Diesel.

Mittagsjournal. 28.03.2011

Notwendiger Energiemix

Europas größter Öl-Konzern Shell stellt in Brasilien mit einem Partner-Unternehmen Treibstoff aus Zuckerrohr her. Das Gemeinschaftsunternehmen ist zwölf Milliarden Dollar wert und soll jährlich mehr als zwei Milliarden Liter Bio-Alkohol herstellen. Der britische Öl-Konzern BP hat in den letzten fünf Jahren mehr als eineinhalb Milliarden Dollar in die Produktion und Entwicklung von Bio-Kraftstoffen gesteckt. BP sieht großes Potenzial im Sprit aus Bio-Stoffen: "Der Welt-Energiebedarf wird ja um 36 Prozent in etwa ansteigen bis zum Jahr 2035 und da werden wir einen Energiemix brauchen, um das zu schaffen", sagt Sprecherin Monika Matausch.

Kurzfristig keine Nachfrage

Auch Elmar Baumann vom Verband der Deutschen Bio-Kraftstoff-Industrie erwartet, dass langfristig mehr Bio-Treibstoffe am Markt nachgefragt werden. Die Erforschung von Bio-Treibstoffen der zweiten Generation, die aus Abfällen oder Holz hergestellt werden, wird aber kurzfristig keine Erfolge bringen: "Es gibt sicherlich einige Projekte international der Mineralölunternehmen, von wo aus wir uns jetzt kurz- und mittelfristig keine Durchbrüche erhoffen und insofern eine Produktion dieser neuen Bio-Kraftstoffe sicherlich nicht ansteht."

Sprit aus Abfall

Die österreichische Firma Münz stellt schon jetzt Bio-Diesel aus Abfällen her. In Wien, Graz und Salzburg sammelt die Firma Alt-Speisefette bei Restaurants. Mit Rapsöl vermischt entsteht daraus Bio-Diesel. Ein Drittel des Bio-Diesel, der in Österreich verwendet wird, stammt von der Firma Münz. Einen Boom kann die Firma aber nicht erkennen. Der Markt sei schon gesättigt.

Das in Österreich verwendete Bio-Benzin stammt vom Nahrungsmittel-Konzern Agrana. Im niederösterreichischen Pischelsdorf stellt die Agrana Bio-Alkohol her und deckt damit den gesamten Bedarf in Österreich. Hauptabnehmer ist die OMV. Jetzt soll eine neue Weizenstärkefabrik entstehen. Dort wird künftig Bio-Alkohol aus Abfällen hergestellt. Sollte der Bedarf an Bio-Benzin steigen, ist man vorbereitet, sagt Generaldirektor Johann Marihart: "Und zwar deswegen, weil wir ja unsere Anlage so ausgelegt haben, dass wir zehn Prozent des Benzinbedarfs durch Bio-Ethanol ersetzen können."

Weniger Geld in Bio

Grundsätzlich sind die Investitionen in Bio-Kraftstoffe in den letzten Jahren gesunken. 2009 wurden weltweit rund sieben Milliarden Dollar in die Produktion und Entwicklung von Bio-Treibstoffen investiert. Das ist um 60 Prozent weniger als noch 2008. Das habe mehrere Gründe, sagt Anselm Einsentraut von der Internationalen Energieagentur: "Vor allem natürlich wegen der Diskussionen um die Nachhaltigkeit und hinzu kommen steigende Rohstoffpreise." Der Bio-Treibstoff-Markt werde daher nicht mehr so stark wachsen wie erwartet.