Erhöhte Strahlenwerte in Tokio
Atomkatastrophe in Japan
Auch in der Hauptstadt Tokio sind nun erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. Die Behörden beruhigen weiterhin, die Werte seien zu gering, um für die Einwohner Tokios gefährlich zu werden. Das hat Regierungssprecher Yukio Edano heute in einer Pressekonferenz bekannt gegeben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal 15.03.2011
Menschen bereiten sich auf Ernstfall vor
Doch das Vertrauen der Menschen in diese beschwichtigenden Meldungen schwindet von Minute zu Minute. Selbst der Regierungschef Naoto Kan wirft nun dem Atomkraftwerksbetreiber Tepco vor, mangelhaft und unvollständig informiert zu haben. In Tokio bereiten sich die Menschen auf den Ernstfall vor.
Radioaktive Wolke bald in Tokio
In vier Stunden könne die radioaktive Wolke Tokio erreichen, melden die japanischen Nachrichtensender. Und langsam aber sicher macht sich unter den Menschen Panik breit. Da helfen nicht einmal mehr die beschwichtigenden Worte der Regierungssprecher. "Sie sagen, dass wir uns wegen des Lecks im Reaktor nicht sorgen müssen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie die Wahrheit sagen. Ich bin sehr beunruhigt“, sagt diese Frau aus Tokio.
Mangelhafte Informationen
Schlimmer als die drohende Katastrophe sei, nicht genau über die tatsächlichen Entwicklungen informiert zu werden, meint diese Frau. "Ich weiß nicht genau, was passiert. Zunächst möchte ich wissen, was überhaupt vor sich geht. Wenn es nötig ist, werde ich Tokio verlassen".
Bevölkerung verlässt Tokio
Das machen einige bereits, lieber früher als später. In den vergangenen Stunden haben sich die Züge und Busse aus der Hauptstadt gefüllt. Sie fahren in den Westen, nach Nagoja und Osaka, "über die Berge", sagt die junge Mutter: "Wir haben keine andere Wahl, als zu fliehen. Ich fürchte mich vor der verschmutzten Luft, darum bin ich mit meinen Kindern nach Tokio gekommen, wir werden bald weiterfahren."
Panikkäufen in der Hauptstadt
In Tokio selbst kommt es zu Panikkäufen, schnell will man sich noch mit Lebensmitteln und anderen Vorräten eindecken. Vor den Einkaufszentren bilden sich meterlange Warteschlangen. Brot, Reis und Konservenessen sind schon lange aus den Regalen vieler Supermärkte verschwunden, dasselbe gilt für Radios, Taschenlampen und Batterien. Zahlreiche Tankstellen haben kein Benzin mehr. Seit Freitag sei bis zu zehnmal so viel gekauft worden wie üblich, meldet das Konsumentenministerium. "Ich habe kein Essen, das lange hält, deshalb kaufe ich jetzt Nudeln und Instantessen", sagt diese junge Frau.
Versorgungengpässe in Japan
Die Hamsterkäufe in Tokio sorgen für Versorgungsengpässe. Die japanische Regierung hat nun die Bevölkerung aufgefordert, keine Vorsorgekäufe mehr zu tätigen. Denn das könne die Versorgung der Menschen in den von dem Erdbeben und dem Tsunami verwüsteten Gebieten gefährden, sagte die Verbraucherministerin Renho heute. Jetzt werde überlegt, die Preise für Lebensmittel zu erhöhen.