Arbeiter kämpfen gegen den GAU
Die Helden von Fukushima
Ein paar Dutzend Arbeiter kämpfen im zerstörten AKW von Fukushima gegen die Ausweitung der Nuklearkatastrophe. Von den ursprünglich 800 Mitarbeitern sind derzeit nur 50 im Kraftwerksbereich tätig. Sie sollen dafür sorgen, dass die Reaktoren weiter gekühlt werden. Die radioaktive Belastung ist für die Arbeiter lebensbedrohend.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.03.2011
Kritische Zeitspannen
Wer die Arbeiter sind, wie sie heißen - darüber lässt die Betreiberfirma nichts hinaus. Nur so viel: Man tausche die Mannschaften regelmäßig aus. In welchem Rhythmus, ob der einzelne nun Minuten oder Stunden den Strahlen ausgesetzt ist, bleibt unbeantwortet. Die Männer sind in erster Linie Freiwillige, aber nicht nur, einige wurden auch zum Dienst eingeteilt. In weißen Ganz-Körper-Overalls gekleidet, mit engen Kapuzen auf dem Kopf, großen Atemschutzgeräten vor dem Mund und schweren Pressluftflaschen bepackt verrichten sie ihre Arbeit an dem momentan sicherlich gefährlichsten Ort der Welt.
Limits angehoben
Seit Tagen bemühen sie sich um die Kühlung der Reaktorblöcke, sie kontrollieren das komplizierte Pumpsystem, das Meerwasser nach innen schleust. Die Strahlenbelastung dürfte sehr hoch sein, der japanische Gesundheitsminister hat erst vor kurzem die erlaubten Strahlenlimits für die Arbeiter angehoben, damit sie überhaupt weiterarbeiten können.
"Dauer ist entscheidend"
Der Wiener Nuklearmediziner Thomas Leitha im Ö1-Mittagsjournal-Gespräch am 16.03.2011 mit Andrea Maiwald
Risiko schwer abzuschätzen
Für die Arbeiter im AKW ist die Frage der Aufenthaltsdauer entscheidend, sagt der Wiener Nuklearmediziner Thomas Leitha im Ö1-Mittagsjournal-Gespräch. Es gehe vor allem darum, das Aufnehmen von Nukleiden in den Körper zu verhindern. Die Schutzanzüge könnten allerdings nicht die Strahlung abhalten, dazu müssten sie viel dicker sein und wären dann nicht mehr tragbar. Schwer einzuschätzen sei auch das Risiko für die Hubschrauberpiloten, die von oben Wasser auf die Reaktoren abwerfen. Denn dieses Risiko hänge davon ab, wie viel von der Radioaktivität tatsächlich nach oben entweicht.
Sofortmaßnahmen vordringlich
Für Menschen in größerer Entfernung, etwa in Tokio, sei die Strahlung kein Problem, sehr wohl aber die Verfrachtung von strahlendem Material. Dort müssten sich die Menschen davor schützen, dass dieser radioaktive Staub auf sie fällt, also in der Zeit, wenn die Wolke drüber geht, einfach in Räumen bleiben. Im Anschluss daran muss das, was davon auf dem Erdboden angekommen ist, entfernen. Man wird, wie nach Tschernobyl, bestimmte Bereiche dekontaminieren und Personen in diese Bereiche lenken. Jedenfalls müsse man jetzt an Sofortmaßnahmen denken, was danach in ein oder zehn Jahren kommt, müsse man später behandeln, so Leitha.
Keine Jod-Tabletten nötig
Für Österreich warnt der Mediziner davor, in falscher Vorsicht Kaliumjodid-Tabletten einzunehmen. Es sei aufgrund der Entfernung nicht denkbar, dass in Österreich eine so hohe Menge an radioaktiven Jod ankommt, dass die Einnahme dieser Tabletten nötig wäre. Im Gegenteil: Sie können Schilddrüsenüberfunktion auslösen. Leithas ganz klare Empfehlung: "Keine Tablette nehmen!"