Der "russische Turner" im Kunstforum
Der Maler des Meeres
Ab 17. März 2011 präsentiert das Bank Austria Kunstforum in Wien das Werk des russischen Malers Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski. Der "russische Turner", wie Aiwasowski immer wieder genannt wird, war bereits zu Lebzeiten eine Legende und feierte auch internationale Ausstellungserfolge.
8. April 2017, 21:58
Dennoch sind die dynamischen Meeresdarstellungen des im Jahr 1900 verstorbenen Künstlers, den in Russland praktisch jedes Kind kennt, bei uns kaum dem breiten Publikum bekannt. Das soll sich nun ändern.
Kulturjournal, 16.03.2011
Der Vergleich mit Turner ist durchaus passend, denn auch in der zukunftsweisenden Stilistik kann ihm Aiwasowski mehr als nur das Wasser reichen. Das Wasser, einmal harmlos still im Mondlicht glitzernd, dann wieder gewaltig aufbrausend bis hin zum Gefrorenen in Form von Eisbergen in der Antarktis, ist denn auch das vorrangige Thema im Werk von Aiwasowski.
Über die Jahrzehnte ist allerdings nur wenig im Westen zu sehen gewesen. Dass nun mit rund 60 Hauptwerken aus sieben Schaffensjahrzehnten die erste große monographische Ausstellung außerhalb Russlands und der Ukraine im Bank Austria Kunstforum gezeigt werden kann, ist vor allem dem guten persönlichen Kontakt der Kunstforum-Chefin Ingried Brugger zum Hauptleihgeber, dem Russischen Museum in Sankt Petersburg, zu verdanken.
Aus der Erinnerung gemalt
Die ungeheure Kraft der Aiwasowski-Gemälde ist allein über deren Abbildungen nicht annähernd nachvollziehbar. Wer vor den teilweise enormen Formaten im Original steht, wird geradezu aufgesogen von ihnen. Ingried Brugger ist durchaus ein wenig stolz, diesen Meister als Erste zeigen zu können.
Durch die politischen Umbrüche in Russland nach der Oktoberrevolution, ist nur wenig von seiner einstigen Berühmtheit außerhalb der Sowjetunion in Erinnerung geblieben. Egal, ob seine Meerespanoramen konkrete Orte darstellen oder Seeschlachten abbilden, hat er, entgegen dem Malen vor dem Objekt, das als romantische Methode schlechthin galt und als solche auch an der Kaiserlichen Akademie propagiert wurde, allein aus seiner Erinnerung und Phantasie im Atelier gemalt. Selbst Veduten von seinen zahlreichen Reisen - ein Punkt der ihn tatsächlich mit Turner verbindet.
Malerei at its best
Sicher liegt nach den riesigen Erfolgen der vergangenen beiden Einzelausstellungen zu Frieda Kahlo und Birgit Jürgenssen im Kunstforum nun die Latte hoch. Doch auch wenn er hier noch nicht allzu bekannt ist: Aiwasowski ist Malerei at its best, und speziell in den vier, fünf oder gar sechs Meter breiten Formaten tatsächlich vereinnahmend. Genau deshalb ist Ingried Brugger zuversichtlich.
Die Kunstgeschichtsschreibung hat Aiwasowsky offenbar ein wenig übersehen, was wohl nicht der Fall gewesen wäre, wenn er in Frankreich, England oder irgendwo sonst im Westen gelebt hätte. Auch um über diese einseitigen Sichtweisen hinwegzukommen ist die Ausstellung im Kunstforum mit Sicherheit ein erster Schritt.
Textfassung: Ruth Halle
Service
"Aiwasowski, der Maler des Meeres", 17. März bis 10. Juli 2011, Bank Austria Kunstforum,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (30 Prozent).
Bank Austria Kunstforum