Ausländer setzen sich ab

Keine Evakuierungspläne für Tokio

Wegen der Atomkatastrophe in Japan suchen dort Ausländer derzeit das Weite. Für Japaner gibt es aber keine Evakuierungspläne. Der Unmut über die Informationen durch Regierung und AKW-Betreiber wächst.

"Für eine solche Krise ist Japan nicht vorbereitet"

ORF-KOrrespondent Martin Fritz aus Osaka im Mittagsjournal-Gespräch am 17.03.2011 mit Wolfgang Wittmann

Diplomatie ist zweitrangig

Wegen der Atomkatastrophe in Fukushima suchen die meisten Ausländer sichere Regionen auf, wenn sie nicht überhaupt Japan ganz verlassen. Sogar der wichtige Verbündete USA zieht seine Diplomaten ab. Der Regierung und dem Volk in Japan ist das in dieser Situation aber ziemlich gleichgültig. Jeder ist damit beschäftigt, seine eigenen Angelegenheiten zu regeln, schildert ORF-Korrespondent Martin Fritz, der bereits von Tokio nach Osaka übersiedelt ist.

Keine Evakuierungspläne

Für den Fall der drohenden Verstrahlung gibt es in Japan offenbar keine konkreten Pläne. Ganz im Gegensatz zum Beben und dem darauffolgenden Tsunami, bei dem das extrem gut organisierte Warnsystem noch tausenden Menschen die Flucht von der Küste ermöglichte. "Aber für den Fall eines Reaktorunfalls gibt es hier keine Pläne. Natürlich hat Japan als reiches Industrieland alles, was es braucht, von Jodtabletten bis zu Schutzanzügen. Aber auf eine solche Krise ist Japan nicht vorbereitet. Die Evakuierung des Großraums Tokio mit 35 Millionen Menschen, das ist einfach unvorstellbar. Dafür gibt es keinen einzigen Plan."

Erste Erfolge im Tsunami-Gebiet

Aber auch die Hilfe nach dem Tsunami fordert die japanischen Hilfskräfte heraus. Die Katastrophenorte verteilen sich über eine Küstenlänge von 400 Kilometern. Die Häfen und die Straßen sind zerstört. Aber es gibt auch Fortschritte: Die ersten Zugverbindungen werden wieder hergestellt, ein Hafen kann wieder von Schiffen angelaufen werden. Die Überlebenden können also bald mit Hilfe rechnen.

Regierung will Information verbessern

Wut und Ärger in den japanischen Medien gibt es über die Informationspolitik der Regierung und vor allem über den Energieversorger TEPCO, den Betreiber des zerstörten AKW Fukushima. Journalisten seien empört über widersprüchliche Aussagen. Auf Anweisung des Regierungschefs seien nun Regierungsbeamte in die TEPCO-Leitung eingezogen und würden direkte Weisungen an das Unternehmen geben. Auch ein Regierungssprecher habe eingestanden, dass es mit der Information seitens der Behörden so nicht weitergehen könne.

US-Soldaten helfen

Von der Anreise des IAEO-Chefs Yukiya Amano erwartet Martin Fritz nicht viel. Geholfen hätten bisher die Amerikaner, die einen ganzen Stab von Atomexperten in Marsch gesetzt. US-Soldaten seien im AKW Fukushima im Einsatz gewesen und hätten im Katastrophengebiet mitgeholfen.