Das Ende einer Ära
Reaktionen Elizabeth Taylors Tod
Am Mittwoch, 23. März 2011 starb Elizabeth Taylor 79-jährig in einem Spital in Los Angeles. Obwohl schon lange nicht mehr auf der Kinoleinwand präsent, war der Nimbus der Leinwandikone bis zuletzt ungebrochen. Ihr Tod bedeutete nicht nur den Abschied von der letzten großen Diva des klassischen Hollywoodkinos so schien es, sondern auch das Ende einer ganzen Ära.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 24.03.2011
Ein eigener Typ Frau
An die 50 Jahre liegen die großen Erfolge Elizabeth Taylors zurück, der Monumentalfilm "Cleopatra" etwa oder das Ehedrama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?".
Wann immer man diese Filme auch gesehen haben mag, die Erscheinung Taylors hat sich eingeprägt. Das liege daran, so die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, dass die Taylor einen ganz eigenen Typus Frau verkörperte.
Keine klassische Diva
"Sie hatte etwas sehr selbstbewusstes, sie hatte etwas sehr Tragisches. Insofern ist sie anders als die klassische Diva wie etwa Marilyn Monroe. Sie ist entweder die unschuldige Schöne, oder sie ist die Selbstbewusste, die zum Schluss bekommt, was sie will, auch wenn sie in Tennessee-Williams-Filmen unterdrückte Frauen gespielt hat. Man hat nie so das Gefühl bei ihr, dass sie Oper ihrer Geschichte ist", sagt Bronfen.
"Weniger ist mehr", so beschrieb Elizabeth Taylor selbst das Geheimnis ihrer Schauspielkunst. Und auch sonst beherrschte sie das Spiel mit ihrem Publikum. Es gehört ja zu den Merkmalen einer Diva, dass sich Leinwandexistenz und reales Leben nicht mehr wirklich unterscheiden lassen. So verschmolzen wie bei Elizabeth Taylor waren Sein und Schein aber bei keinem anderen Star. Vor allem was Taylors zwei Ehen mit Richard Burton betraf, konnte keiner mehr sagen, wo der Alltag endete und das Drehbuch begann.
Keine Flucht aus der Öffentlichkeit
Ihre Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, Lungenprobleme und ein Gehirntumor hatten die Leinwandschönheit im Alter gezeichnet. Doch auch mit dem eigenen körperlichen Verfall ging Taylor auf ganz eigene Art und Weise um.
"Da ist Liz Taylor auch andere Figuren wie Marlene Dietrich oder Greta Garbo, die an einem bestimmten Punkt ihres Lebens gesagt haben: So, das Gesicht, mit dem man mich kannte, das wird irgendwann einmal alt, ich verschwinde jetzt einfach aus der Öffentlichkeit, bis man diese Diskrepanz sehen könnte. Und bei Liz Taylor muss man sagen: Sie hatte den Mut, weiterhin in der Öffentlichkeit sichtbar zu bleiben", betont Bronfen.
Engagement im Kampf gegen AIDS
Und ihre Sichtbarkeit nutzte sie auf ungewöhnliche Weise, denn die Mainstream-Ikone engagierte sich für Randgruppen, für die Homosexuellenbewegung und für AIDS-Kranke. Das hob auch U.S.-Talkshowstar Larry King, einer ihrer engsten Freunde hervor: "Sie war nicht nur die erste Berühmtheit, die sich im Kampf gegen AIDS engagierte, sie war auch diejenige, die mehr als alle anderen erreicht hat."
Damit hat Elizabeth Taylor nicht nur Kinogeschichte geschrieben. Sie hat auch einen neuen Typus Star kreiert. Die Diva mit Sozialbewusstsein.
Textfassung: Rainer Elstner