Verstrahlung stellt Wiederaufbau in Frage
Tsunami hinterließ Schuttwüste
Die Atomkatastrophe von Fukushima überschattet das Elend in den zerstörten Städten und den Notunterkünften, in denen die Tsunami-Opfer untergebracht sind. Besonders betroffen ist die Region um Sendai, gut 350 Kilometer nördlich von Tokyo. Die Umgebung des AKW wird möglicherweise überhaupt nicht mehr aufgebaut.
8. April 2017, 21:58
Reportage aus dem Tsunami-Gebiet
Jörg Winter berichtet im Mittagsjournal am 25.03.2011
Schäden notdürftig repariert
Die Autofahrt von Tokyo nach Norden ist einfacher geworden. Am Donnerstag hat man die wichtigste Autobahnverbindung in den Norden wieder geöffnet. Ziemlich rumpelig ist die teilweise sechsspurige Straße. Die Bebenschäden hat man nur notdürftig repariert. Risse am Fahrbahnrand, Bodenwellen. Manchmal ist die Leitschiene weggerutscht. Und je weiter man nach Norden kommt, umso länger werden die Schlangen an den Zapfsäulen. Manchmal sind sie kilometerlang. Erreicht man das Tsunamigebiet, dann sind viele Tankstellen überhaupt trocken.
Ausreise schwierig
Schäden an den Raffinerien haben zu einem akuten Treibstoffmangel geführt. Und das wird sich in den kommenden Monaten auch kaum ändern. Für die Bewohner der zerstörten Regionen heißt das: Selbst wenn man noch ein Auto hat, es ist schwierig von hier wegzukommen.
Kilometerweite Schuttwüste
Südlich der Millionenstadt Sendai besuchen wir Natori, eine mittelgroße Stadt. Vor der großen Flut haben hier rund 75.000 Menschen gelebt. Heute ist Natori eine Geisterstadt, vollkommen zerstört. Nur wenige Gebäude stehen noch. Kilometerweit eröffnet sich dem Besucher eine Schuttwüste. Von vielen Häusern steht nur mehr das Betonfundament. Die Tsunami-Welle hat die oft aus Holz gebauten Wohnhäuser regelrecht zermalmt.
Der Welle davongefahren
Gut 140 Kilometer entfernt von hier vor der Küste lag das Epizentrum des großen Bebens tief unter dem Meeresboden. Die Bewohner von Natori wurden vor dem Tsunami gewarnt. Den meisten gelang die Flucht, längst aber nicht allen. Rund 2.500 Menschen werden allein hier noch vermisst, 500 wurden schon tot geborgen. Wir treffen Mariko Oikawa. Sie und ihre Familie konnten vor der großen Welle in letzter Sekunde noch flüchten. "Wir waren schon vorbereitet auf eine Welle. Nachdem wir das Erdbeben gespürt haben, dachten wir, dass ein Tsunami kommen könnte. Wir haben ein paar Sachen gepackt, sind zum Auto gerannt. Dann kam die Welle. Sie war 200 Meter hinter uns. Wir sind davongefahren."
In Schulgebäude gerettet
Yoshinori Shimura erzählt eine ähnliche Geschichte. Er war in der Arbeit, seine Frau und die kleine Tochter. Sie waren zuhause: "Sie haben sich vor der Welle in die benachbarte Schule in Sicherheit gebracht", sagt Herr Shimura. Und zwar in den obersten Stock. Das Schulgebäude, ein massiver Bau aus Beton, hielt dem Druck der Welle stand.
Geisterstädte - auf Dauer?
Insgesamt dürfte der Tsunami mehr als 20.000 Menschen getötet haben. Dutzende Dörfer und Städte sind ausgelöscht. Noch immer befinden sich rund 250.000 Menschen in Notunterkünften. Die Zukunft der Tsunami-Geisterstädte ist ungewiss, nicht nur wegen der umfangreichen Zerstörungen. Denn manche dieser Städte befinden sich in der Nähe des havarierten Atommeilers von Fukushima. Die Regierung hat jetzt die Menschen aufgefordert auch die 30-Kilometer-Zone rund um die Atomanlage zu verlassen. Ob zerstörte Dörfer und Städte innerhalb dieser Zone aufgrund der teilweise hohen Strahlung, die dort gemessen wird, überhaupt wieder aufgebaut werden können, und wenn ja wann - das kann derzeit niemand in Japan beantworten.
Service
Spenden für Japan
Samariterbund - PSK 1,834.000
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Caritas - PSK 7.700 004, KW: Erdbeben Japan
Diakonie - PSK 23.13.300, KW: Erdbeben Japan
Hilfswerk Austria - PSK 90.001.002, KW: Erdbeben Japan
Rotes Kreuz - PSK 2.345.000, BLZ 60.000
Volkshilfe - PSK 1.740.400, KW: Japan
World Vision Österreich - PSK 90 890000, KW: Erdbeben Japan