"Burgporträts" im Burgtheater

Theatermenschen erzählen

Das Wiener Burgtheater holt die vielen Menschen, die hinter der Bühne arbeiten, jetzt auf die Bühne: Der belgische Regisseur Michel Laub lässt sie ihre Geschichten und ihre Beziehung zum Theater darstellen. Am Samstag, 26. März 2011 haben diese "Burgporträts" Premiere.

Mittagsjournal, 25.03.2011

Mit dem Burgtheater sind sie alle bestens vertraut. Jene 18 Menschen, die Michael Laub für seine Burgporträts ausgewählt hat. Die Billeteurin und der Touristenführer, die von ihrem Arbeitsalltag erzählen, der Mann vom Brandschutz, der gerne Schauspieler geworden wäre, der Komparse, der ein paar seiner stummen Rollen zum Besten gibt, die operettenträllernde Kleindarstellerin mit ihrem Hündchen, die schweigende Burgschauspielerin, oder der Kantinenwirt.

Als belgischer Künstler keineswegs vertraut mit dem Burgtheater, hat sich Michael Laub - ganz objektiv und neutral den Menschen genähert. Diese Annäherung als Außenstehender empfindet er als großen Vorteil: "Ich hab nicht allzu viel geforscht, denn ein Vorteil, den ich hab, als ich mich dem Projekt näherte, war die Annäherung als Außenstehender. Ich hab versucht die Porträts so offen wie möglich anzugehen."

Regisseur gibt Rahmen und Rhythmus

Er sehe sich in erster Linie als Auswählender, als Bearbeitender, der dem ganzen einen Rahmen gebe und den richtigen Rhythmus verleihe. Sonst versuche er sich soweit wie möglich im Hintergrund zu halten, sagt Michael Laub.

Verschiedene farbige Papierbahnen, die von einer Rolle heruntergelassen werden, dienen als Hintergrund für den jeweils fünfminütigen Auftritt - ein Scheinwerfer und eine Kamera, sowie eine Leinwand im Hintergrund - das ist der Rahmen, den Michael Laub seinen Protagonisten vorgibt. Obwohl dieser Rahmen gleich bleibe, verändere sich der Inhalt jedes Mal komplett.

Bewährtes Format

Seit zehn Jahren arbeitet Laub schon an dieser Art von Porträtserien. Im Schauspielhaus Hamburg hat er eine ähnliche wie im Burgtheater entwickelt, in Rotterdam hat er mit Migranten gearbeitet, in Istanbul mit Frauen, in Berlin mit Tänzern. Das Format bleibt immer gleich - der Inhalt ist jedes Mal komplett neu.

Schauspielerinnen und Schauspieler wie André Meyer, Petra Morzé, Christiane von Poelnitz, Mavie Hörbiger und Maria Happel erleben den Auftritt ohne schützende Rolle als ungewohnt.

Banales Material

Michael Laub, der vor 30 Jahren seine Truppe Remote Control Productions gegründet hat, gilt als einer der Gründungsväter des Anti-Illusionstheaters. Lange bevor Reality-Fernsehen, Casting-Shows und die biografische Arbeit am Theater boomten, hat er nichtprofessionelle Darsteller auf die Bühne und vor die Kamera geholt.

"Etwas das mich interessiert, aber auch ein bisschen verunsichert, ist, dass ich mit relativ banalem Material arbeite", so der Regisseur. "Man reißt Dinge aus dem Kontext, verzerrt die Perspektive, bläst Kleinigkeiten auf und verleiht ihnen eine enorme Wichtigkeit. Oft hab ich Angst, dass die Zuschauer etwas Großes und Spektakuläres erwarten, während mich die ganz trivialen Dinge interessieren. Ich versuche nicht Tiefen auszuloten, oder die Menschen wie ein Psychotherapeut auszuquetschen, denn der Charakter eines Menschen, lässt sich schon in kleinen Details, Gesten und Geschichten erahnen."

Das Burgtheater hat unter Matthias Hartmann schon viele neue Seiten und Gesichter gezeigt. So persönlich und privat hat es sich allerdings noch nie dargestellt.

Service

Michael Laub, "Burgporträts", ab 26. März 2011, Burgtheater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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