Giacometti-Ausstellung in Salzburg

Der Ursprung des Raumes

Am Samstag, 26. März 2011, wird im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg in Salzburg eine Ausstellung zum Werk von Alberto Giacometti eröffnet. Nicht nur für Kunstfreunde ein außergewöhnlicher Anlass: Die letzte Ausstellung des Schweizer Künstlers in Österreich liegt immerhin 15 Jahre zurück.

Was die Ausstellung zusätzlich interessant macht: Giacometti ist der teuerste Künstler weltweit: Vor gut einem Jahr wurde ein "Schreitender Mann" für eine Million Dollar versteigert. Kunst der Superlative also.

Kultur aktuell, 26.03.2011

Gleich zu Beginn der Ausstellung steht man ihm gegenüber: diesem teuren "Schreitenden Mann", sechs von ihnen hat der Künstler aus Bronze gießen lassen. Museumsdirektor Toni Stooss hat ihn in jenes Ensemble gestellt, das Alberto Giacometti für einen Platz in Manhattan entworfen hat. "Der aktive, aber auch aggressive schreitende Mann, die besinnliche, statische, aber auch erdverbundene Frau" stehen einander gegenüber.

Damit wird das eigentliche Thema der Ausstellung formuliert: Es geht um den Ursprung des Raumes, für den Künstler selbst das eigentliche Thema seiner Arbeit: "Der Raum existiert nicht", so Stooss, "der Raum ist illusorisch, man muss ihn schaffen."

Es geht um Entfernung und Nähe, um Größenverhältnisse, die aus verschiedener Distanz erfasst scheinen. Die Figuren, die der Künstler in den 20 Jahren nach Kriegsende geschaffen hat, sind ganz charakteristisch: Sie sind unnatürlich gelängt, mit überlangen Beinen, sehr dünnen Hälsen und der ganz typischen rauen, knubbeligen Oberfläche. Sie stehen nicht nur auf ungewöhnlich klobigen Füßen, sondern auch auf ganz eigenwilligen Sockeln.

Figuren zum Umrunden

Die einzige schreitende Frau in der Ausstellung, ein Figürchen von gerade 30 Zentimetern Größe, hat der Künstler in einem kleinen Schrank untergebracht, links und rechts ein Holzkasten, dazwischen Glas; sie schreitet wie von Haus zu Haus.

All die Figuren laden ein, sie beim Betrachten zu umrunden, zu sehen, wo sie raumgreifend, wo ganz dünn werden. Besonders einladend ist das Umrunden des "Taumelnden Mannes": Es sei "einzigartig, weil er mit nichts anderem zusammenhängt im Werk von Giacometti, weil er selbst eigentlich die Bewegung im Raum evoziert und den Betrachter unweigerlich dies nachvollziehen lässt, indem er angehalten wird, sich im Raum selbst zu bewegen."

Ergänzt werden die 50 Skulpturen durch 30 Gemälde. Auch in ihnen thematisiert Giacometti - zum Beispiel durch mehrfache Rahmung - das Thema Raum, und grafische Arbeiten.

Eine Fotoausstellung zeigt den Künstler im Atelier: 25 Quadratmeter haben ihm gereicht, um sein einzigartiges Oeuvre zu schaffen.

Textfassung: Ruth Halle

Service

"Alberto Giacometti - Der Ursprung des Raumes. Retrospektive des reifen Werks", 26. März bis 3. Juli 2011, Museum der Moderne Mönchsberg,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (25 Prozent).

Museum der Moderne