Roman von Peter Stephan Jungk
Das elektrische Herz
Fast sechs Jahre sind seit dem letzten Roman von Peter Stephan Jungk, "Die Reise über den Hudson", vergangen. Jetzt ist ein neuer Roman des Autors erschienen: "Das elektrische Herz" wurde bei den Rauriser Literaturtagen präsentieren.
8. April 2017, 21:58
Jungk hat sich als Dokumentarfilmer, als Romanautor und als Verfasser von Biografien über Franz Werfel und Walt Disney einen Namen gemacht. 1952 in Santa Monica in Kalifornien als Sohn des Zukunftsforschers Robert Jungk geboren, ist er in Wien und Berlin aufgewachsen, seit 1988 lebt er in Paris.
Kultur aktuell, 29.03.2011
Autobiografische Herzprobleme
Seit seiner Jugend leidet Max David Villanders unter Herzproblemen, zweimal schon wurde er am offenen Herzen operiert. Und dieses Herz hat einen ausgeprägten Eigensinn. Immer wieder zieht es Max in neue Beziehungen und der Mann kann gar nichts dafür, sagt Peter Stefan Jungk. Über die Leiden seines Protagonisten weiß er genau Bescheid.
"Der Ausgangspunkt ist ein leider autobiografischer, weil mir mein Herz sehr zu schaffen gemacht hat, manchmal so, dass ich wirklich Angstzustände bekommen habe. Dann gab es im Jahr 1972 in Wien eine große Operation am offenen Herzen - 25 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass man's nicht überlebt. Und dann hatte ich wieder Probleme, nach Jahrzehnten. Und dann habe ich mir gedacht: Jetzt möchte ich aber mit dem Herzen ins Gericht gehen. Und wir haben angefangen, miteinander zu sprechen", erzählt der Autor.
Dialog mit dem eigenen Körper
Es ist Max, der hier im Roman den Dialog mit seinem Herzen führt, einen durchaus kontroversiellen Dialog: über die Krankheit, die Liebe und das ganze Leben, darüber "wie es gewesen ist".
"Ganz sicher kann es nur gut sein, wenn ein Mensch, der nicht ganz gesund ist, sich in einen Dialog mit seinem eigenen Körper einlässt und ihn nicht nur freundlich umwirbt", so Jungk.
Keine Leidensgeschichte
Dennoch: Es ist keine Leidensgeschichte, die Peter Stephan Jungk in seinem jüngsten Roman erzählt, vielmehr ist es ein witzig-ironischer Dialog. Peter Stephan Jungk gelingt die Balance zwischen einer detailliert geschilderten Krankheitsgeschichte und dem turbulenten Liebesleben seiner Protagonisten, angereichert mit grotesken Szenen.
Wohlgemerkt: Es spricht das Herz und nicht die Seele. Max und sein Herz - in Los Angeles und New York, in Wien und Salzburg, in London, Amsterdam, Berlin und Jerusalem machen die beiden auf ihrer Tour d' Amour Station - und in Japan. "Wir haben Japan geliebt, du und ich", erinnert sich das Herz und da meldet sich auch Peter Stephan Jungk zu Wort: "Diese Liebe zu Japan hat sehr stark mit meinem Vater zu tun. Robert Jungk war je einer der ersten überhaupt, die über die Opfer von Hiroshima geschrieben haben."
Warnung vor Atomkraftwerken
Derzeit, erzählt Peter Stephan Jungk, liest er ein Buch seines Vaters aus dem Jahr 1977 "Der Atomstaat". "Ich kann kaum glauben, wie wenig von ihm jetzt in diesen Zusammenhängen mit der Katastrophe in Japan die Rede ist. Denn er war wirklich einer derjenigen, die schon in den 70er Jahren - also lange vor Tschernobyl - gewarnt hat, gesagt hat, das ist eine absolut gefährliche Technologie. Er war außer sich, dass in Japan, einem so erdbebengefährdeten Land, Atomkraftwerke überhaupt gebaut werden. Er hat immer wieder versucht, dort auch Einfluss zu nehmen, aber man hat absolut nicht darauf gehört. Und er wäre jetzt todunglücklich, dass er so Recht gehabt hat..."
Service
Peter Stephan Jungk, "Das elektrische Herz", Zsolnay Verlag
Rauriser Literaturtage