Versteigerung der "Sammlung Leopold 2"
Auktion im Kinsky
Am 29. und 30. März 2011 fand die 83. Kunstauktion im Kinsky in Wien statt. Interessant war sie deshalb, weil sie von 251 Werken aus der "Sammlung Leopold 2" dominiert war. Der im vergangenen Sommer verstorbene Sammler und Museumsgründer Rudolf Leopold hat ja nicht nur Schiele und seine Zeit gesammelt, er galt auch als Experte für europäische Kunst des 16. bis 20. Jahrhunderts.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 31.03.2011
Die erste Versteigerung von 185 Objekten aus der Sammlung "Leopold 2" hatte im vergangenen Dezember im Dorotheum 1,55 Mio. Euro gebracht, im Kinsky wurden Dienstag und Mittwoch bei 251 Arbeiten insgesamt 3,6 Mio. umgesetzt. Das Interesse war groß, der Name Leopold zieht, wie es so schön heißt. Dabei, wie bei Auktionen üblich, blieben angesagte Favoriten, wie ein zwischen 150.000 und 250.000 Euro geschätztes Gemälde von Waldmüller liegen, andere, wie "Die Rosenmadonna" von Gabriel von Max erreichten das Zehnfache des Schätzwertes.
Das Auge des Sammlers
"Es sind einige Dinge sehr gut gegangen", sagt Otto Hans Ressler, "bei einigen Dingen hätte ich mir mehr erwartet. Da hat einfach der Sammler Augen, die nicht jeder im Publikum nachvollziehen kann."
Das Auge des Sammlers, nun über das Auge Rudolf Leopolds ist viel gesagt worden, seine Witwe, Elisabeth Leopold, die übrigens einige Werke zurückgekauft hat, ist nach wie vor vom Qualitätsgefühl ihres verstorbenen Mannes überzeugt: "Wenn Sie bedenken, wie mein Mann Schiele entdeckt hat, da war's auch nicht der Geldwert - der Schiele hat nix gekostet, aber der künstlerische Wert, der so eingeschlagen hat, war unglaublich."
Otto Hans Ressler hat da einen anderen Zugang, er glaubt schlicht und einfach nicht, dass Qualität in der Kunst definierbar ist: "Es gibt keine Qualitätskriterien im Bereich der Kunst. Vor 50 Jahren hat Schiele einen ganz schlechten Ruf gehabt und keiner hat ihn gekauft. Vor 100 Jahren hat man Rembrandt für einen ganz schwachen Maler gehalten, da waren ganz andere Leute großartig. Entweder waren die damals blind oder wir sind blind. Ich sage weder noch, sondern wir sind von unzähligen Dingen - Erfahrungen, Empfindungen - beeinflusst und treffen unsere Entscheidung, was Qualität ist, und beeinflussen uns dadurch gegenseitig.", Für Werke, die viele Menschen begeistern, "gehen die Preise rauf", so Ressler.
Textfassung: Ruth Halle