Festival im Porgy & Bess

Majid Bekkas bei Mare Nostrum

Im Wiener Porgy & Bess findet derzeit unter dem Titel "Mare Nostrum" ein Festival mediterraner Musik statt. Am Sonntag, 3. April 2011, war der marokkanische Musiker Majid Bekkas zu Gast.

Der Sänger und Multiinstrumentalist, der Jazz, Blues und traditionelle marokkanische Musik zu einem Ganzen verbindet, ist in seiner Heimat längst ein Star, leitet ein Jazzfestival in Rabat und war auch bei großen europäischen Festivals schon zu Gast.

Kultur aktuell, 04.04.2011

Jahrhundertealte musikalische Traditionen mischen sich bei Majid Bekkas mit Jazz-Klängen des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit seinen Bühnenpartnern, dem Schlagzeuger und Tabla-Spieler Khalid Kouhen, und dem Belgier Manuel Hermia, der das Saxophon und die indische Querflöte Bansuri bedient, entwickelt Bekkas eine eigene, authentische musikalische Sprache.

Vertreter der Gnawa-Musik

Bekkas tritt als Sänger auf und greift dazwischen abwechselnd zu den traditionellen Saiteninstrumenten Oud und Guembri. Letzere, eine bassähnliche Laute, stammt aus der Gnawa-Musik, jener Tradition, die Bekkas seit vielen Jahren pflegt und weiterentwickelt.

Die Gnawa-Musik stammt ursprünglich aus Zentralafrika und wurde im 15. Jahrhundert von schwarzen Sklaven nach Marokko gebracht. Dass diese Musik mit Jazz und Blues verwandt sei und gemeinsame Wurzeln habe, sei ihm bald klar gewesen, sagt Majid Bekkas, der schon in seiner Jugend mit amerikanischem Jazz in Berührung kam.

Speziell in der Bluesmusik von John Lee Hooker habe er die Verwandtschaft zur Gnawa-Musik gehört, so Majid Bekkas. Der erste westliche Musiker jedoch, der sich Gnawa-Musik aktiv aneignete, sei der Jazzpianist Randy Weston gewesen, der sich Ende 1960er-Jahre in Marokko niederließ und einen Jazzclub gründete.

Zahlreiche genreübergreifende Projekte

Majid Bekkas hat nicht nur die Kunst der Gnawa-Musik erlernt, sondern auch eine klassische Ausbildung am Konservatorium von Rabat absolviert. Er selbst hat Ende der 1980er Jahre begonnen, mit Einflüssen aus Jazz, Blues und traditioneller Musik aus Marokko zu experimentieren. 1996 gründete er in Rabat das Festival "Jazz au Chellah", das jedes Jahr im Frühling stattfindet. Ihm und anderen marokkanischen Musikern helfe dieses Festival, internationale Kontakte zu knüpfen, so Majid Bekkas.

Aus diesen Begegnungen ging etwa die Zusammenarbeit mit dem deutschen Jazz-Pianisten Joachim Kühn hervor - mit ihm und dem spanischen Schlagzeuger Ramon Lopez produzierte Majid Bekkas drei erfolgreiche Alben. Bei seinen zahlreichen genreübergreifenden Projekten ist der Musiker stets mit seiner Guembri vertreten, einem Instrument, das ihn von Anfang an fasziniert habe, wie er sagt.

Service

Festival Mare Nostrum, bis 13. April 2011, Porgy & Bess, Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Porgy & Bess