Per Schiff in Spitäler

Türkei bringt Schwerverletzte aus Libyen

Die schweren Kämpfe in Libyen fordern immer mehr Opfer. Besonders dramatisch ist die Lage in der schwer umkämpften Rebellenhochburg Misrata. Die Türkei hat jetzt damit begonnen, Schwerverletzte aus der belagerten Stadt und aus Bengasi zur medizinischen Behandlung ins Ausland zu bringen. Die ersten 300 Opfer wurden bereits auf die Fähre „Ankara" gebracht.

Mittagsjournal, 04.04.2011

Humanitärer Einsatz der Türkei,

Hilfsschiff vor Misurata

Mehrere Tage lang hat das türkische Hilfsschiff vor der Küste Libyens gewartet, bis es endlich in Misurata vor Anker gehen kann. Ankara heißt das Schiff - schon mit dem Namen signalisiert die türkische Regierung, dass sie es ist, die die humanitäre Mission finanziert und durchführt.

An die 300 Schwerverletzte

12 türkische Flugzeuge und eine Fregatte eskortieren die Fähre. Türkische Regierungsbeamte holen die Opfer der Kämpfe persönlich ab, zunächst aus Misurata, der Stadt, die seit 40 Tagen von Gaddafi Truppen belagert und täglich mit Granaten beschossen wird.

250 Schwerverletzte können in Misurata aufgenommen werden, viele von ihnen haben Amputationen hinter sich. Die Krankenhäuser in Misurata sind längst an ihre Grenzen gestoßen.

In Misurata haben wir überhaupt nichts mehr, erzählt dieser Arzt, keine Medikamente, so viele Patienten, zu viele, an einem Tag hatten wir 40 Tote und 150 Verletzte.

In türkische Spitäler gebracht

Manche Patienten sind von Schrappnellen gleichsam durchsiebt worden, wie der 12 jährige Mohammed. Sein kleiner Bruder Ali schildert, wie sie auf dem Weg zum Markt unter Beschuss geraten sind. Mohammed selbst kann nicht sprechen, völlig apathisch liegt er auf der Bahre.

In einem der überfüllten Krankenhäuser von Misurata ist er erstversorgt worden, in Cesme, der türkischen Hafenstadt soll er dann gesundgepflegt werden und sich von seinen schweren Verletzungen erholen.

Weg über Bengasi

Aber zunächst geht es weiter nach Bengasi, wo schon hunderte Menschen am Hafen warten, um die Opfer des Gaddafi-Regimes aus Misurata zu begrüßen. Ihr seid Märtyrer, rufen sie den Ankömmmlingen zu, euer Blut ist nicht verschwendet.

Ob die Verletzen den Jubelempfang überhaupt bewusst wahr nehmen können, ist fraglich. Aber einige von ihnen erheben die Hand zum Siegeszeichen, andere beginnen zu erzählen von den Zuständen in ihrer Stadt: Sie haben Misurata beschossen aus allen Richtungen - nichts ist sicher. Said hat einen Arm bei den Kämpfen verloren.

40 Stunden Überfahrt

Das türkische Schiff füllt sich. Weitere 100 Opfer werden in Bengasi an Bord der Ankara gebracht. Sogar auf dem Autodeck hat man Notlager für die Verletzten vorbereitet, die Überfahrt nach Izmir dauert 40 Stunden.

Gaddafi-Clan sucht Verhandlungen

Bei den Kämpfen zwischen den Regime-Gegnern und Gaddafis Einheiten konnte in den vergangenen Tagen keine Seite größere Erfolge melden - die Frontlinie zwischen dem von den Rebellen gehaltenen Osten und dem von Gaddafi beherrschten Westen des Landes bewegt sich nicht. Eine rasche militärische Entscheidung erscheint also trotz der Luftangriffe der von der Nato geführten Allianz immer unwahrscheinlicher. Und ganz offensichtlich sucht nun auch das Regime Gaddafis nach einem diplomatischen Ausweg - der libysche Vizeaußenminister ist zu Verhandlungen nach Griechenland gereist, und zwei der Söhne Gaddafis haben laut Informationen amerikanischer Journalisten vorgeschlagen, ihren Vater an der Macht abzulösen.

Mittagsjournal, 04.04.2011

Gaddafi setzt auf Diplomatie,